Daša Drndić wurde 1946 in Zagreb geboren. 1968 schloss sie an der Philologischen Fakultät der Universität Belgrad am Lehrstuhl für EnglischeSprache und Literatur ihr Studium ab. Sie arbeitete im Verlagshaus "Vuk Karadžić" und an der Arbeiteruniversität "Đuro Salaj" in Belgrad, bis sie 1970 ein Fulbright-Stipendium für postgraduale Studien an der Southern Illinois University, Carbondale, Illinois, USA, erhielt, wo sie 1971 den Magistertitel im Fach Dramaturgie erwarb.
Von 1971 bis 1973 arbeitete Drndić beim Dritten Programm des Radio Belgrads als Dramaturgin, nahm am Salzburg Seminar für Gegenwärtige amerikanische Literatur teil und erhielt daraufhin eines von fünf Stipendien für postgraduale Studien, beziehungsweise für die Arbeit an ihrer Dissertation, am Drama Department der Case Western Reserve University in Cleveland, Ohio, USA (1973-1974), um das sich außer ihr auch amerikanische Studenten beworben hatten. Da ihr Stipendium auslief, führte sie ihre Doktorarbeit nicht zu Ende. Drndić promovierte 2004 in Rijeka zum Thema Protofeminismus und Ideen der politischen und literarischen Linken im amerikanischen Drama.
Von 1974 bis 1992 arbeitete Daša Drndić als dramaturgische Redakteurin des Hörspielprogramms beim Radio Belgrad. Sie schrieb und veröffentlichte Romane, Erzählungen, Hörspiele, Kritiken und Übersetzungen für Verlagshäuser und Zeitschriften im gesamten Raum Ex-Jugoslawiens. Im damaligen Jugoslawien und im Ausland wurden mehr als 30 ihrer Hörspiele, darunter auch experimentelle und dokumentarische Hörspiele, ausgestrahlt.
Drndić zog 1992 nach Rijeka in Kroatien, wo sie zunächst als Englischlehrerin in einer Grundschule arbeitete, dann als Englisch-Erzieherin im Kindergarten der Kroatisch-amerikanischen Freundschaft und von Juli 1993 bis Dezember 1994 als Assistentin für Bildung und soziale Programme im UNHCR-Büro Rijeka. In dieser Zeit schrieb sie Kritiken und Rezensionen zu Theatervorstellungen für die Tageszeitung "Slobodna Dalmacija".
Als Zeichen des Protestes gegen die Intervention der Kroatischen Armee in Bosnien und Herzegowina ging sie 1995 mit ihrer zwölfjährigen Tochter als Flüchtling nach Toronto, Kanada, wo sie bis 1997 blieb. In Toronto unterrichtete sie vorübergehend Kroatisch und Serbisch an der University of Toronto, nach Kroatien schickte sie "Briefe aus Kanada" ("Pisma iz Kanade") für die Tageszeitung "Novi list – Glas Istre" und schrieb das Buch Umiranje u Torontu ("Sterben in Toronto"). Für den kanadischen staatlichen Radiosender CBC erstellte sie drei Dokumentardramen (Features): Children of Our Age, Lost in the Promised Land undThe Church in Croatia.
Seit 1997 schreibt und veröffentlicht sie Prosabücher, und ihre Hörspiele werden
im Dritten Programm des Kroatischen Radios (HR3) ausgestrahlt. Zwischen 2003 und 2007 waren ihre Hörspiele Oh, Happy Day, Muževi Lile Weiss ("Die Männer der Lila Weiss"), Pupiund Artur i Isabella ("Arthur und Isabella") auch auf dem Festival "Prix Europa" in Berlin vertreten, und einige von ihnen wurden in Finnland, Ungarn, Slowenien und Serbien ausgestrahlt.
Im Jahr 2004 erhielt Daša Drndić ein Stipendium im Rahmen des Förderprogramms "Artists & Writers in Residence" der Organisation Kulturkontakt Austria und lebte daraufhin zwei Monate lang in Wien, wo sie schrieb und veröffentlichte, und im April 2007 folgte sie der Einladung des Literarischen Colloquiums Berlin zu einem einmonatigen Aufenthalt in dessen Villa für Autoren und Übersetzer am Wannsee, worüber sie zur Zeit ein Buch schreibt. Im September 2004 nahm sie am Internationalen Literaturfestival Vilenica in Slowenien teil. Darüber hinaus ist sie regelmäßig als Referentin zu Gast bei den Tomizza-Tagen – Grenzbegegnungen: Trst-Koper-Umag. Sie nimmt an inländischen und internationalen Veranstaltungen zum Themenbereich Identitäten, Menschenrechte und Freiheiten teil. Sie ist Mitarbeiterin der Zeitschriften Sarajevske sveske, Tvrđa, Europski glasnik, Književna republika, Novi Kamov, Nova Istra u.a.
Daša Drndić schrieb und veröffentlichte etwa 30 Erzählungen, von denen einige in Anthologien aufgenommen und einige mit Preisen ausgezeichnet wurden. So wurde 1993 beispielsweise ihre Erzählung Eeny meeny miney mo – out you go mit dem Preis der Wochenzeitung "The European" ausgezeichnet. Sie übersetzte mehr als tausend Seiten philosophisch-theoretischer Texte, Romane, Essays und Dramen ins und aus dem Englischen (Daiches, Orwell, Hutchinson, Esslin, Burnbaum, Pinter, Borhes, Sanguinetti, Gombrowicz, Auden, Markuze, Lawrence, Brodski, Auster, Trumbo etc.). Von 1968 bis 1991 war sie Mitglied des Verbands literarischer Übersetzer Serbiens. Auszüge aus ihrer Prosa und ihren Hörspielen wurden ins Englische, Deutsche, Französische, Finnische, Ungarische, Polnische, Italienische und Slowenische übersetzt.
Sie ist Mitglied des Kroatischen PEN-Zentrums und des Kroatischen Schriftstellerverbands (HDP) sowie Vorsitzende des Vereins Alleinerziehender "Minus 1".
Prosabücher:
Put do subote ("Der Weg zum Samstag", Prosveta, Belgrad 1982), Kamen s neba ("Stein vom Himmel", Prosveta, Belgrad 1984), Umiranje u Torontu ("Sterben in Toronto", Adamić, Rijeka – Arkzin, Zagreb 1997), Canzone di guerra (Meandar, Zagreb 1998), Totenwände (Meandar, Zagreb 2000), Doppelgänger (Samizdat B92, Belgrad 2002), Leica format (Meandar, Zagreb - Samizdat B92, Belgrad 2003), The False Teeth of Lila Weiss (Toronto Slavic Quarterly, no. 9, 2004), After Eight – književni ogledi ("After Eight – Literarische Betrachtungen", Meandar, Zagreb 2005), Doppelgänger (Faust Vrančić – 90 stupnjeva, Zagreb 2005), Feministički rukopis ili politička parabola: Drame Lillian Hellman ("Feministische Handschrift oder politische Parabel: Dramen von Lillian Hellman", Ženska infoteka, Zagreb 2006), Sonnenschein(Fraktura, Zagreb 2007).
Im Jahr 2004 wurde das Buch Leica format für die Literaturpreise der Tageszeitungen "Jutarnji list" und "Vijesnik" sowie für den Gjalski- und den Kiklop-Preis nominiert, und 2005 das Werk After Eight, ebenfalls für den Kiklop-Preis. Im Jahr 2007 erhielt Daša Drndić die Literaturpreise "Fran Galović" und "Kiklop" für den Roman des Jahres – Sonnenschein.
Auszug aus dem Roman „Sonnenschein“
Aus dem Kroatischen von Alida Bremer
"Die Erkenntnis des Schmerzes wird zur einzigen möglichen Erkenntnis – die Werke von Daša Drndić nehmen ein durch die Tatsache, dass diese Maxime nicht ausgesprochen, sondern immerfort erzählt wird." - Alida Bremer.
Der Stil von Dasa Drndic war eine einzigartige Mischung aus Fakt und Fiktion. In ihren Arbeiten vermischte sie eine nüchterne Sprache und zurückhaltend poetische Miniaturen mit historischen Tatsachen.
So auch in dem Roman "Sonnenschein", der vom Holocaust erzählt und mit Fakten und Fotos genauso arbeitet wie mit einer fiktiven Liebesgeschichte zwischen einem SS-Offizier und einer Jüdin. Ihr Roman "Belladonna" erschien im Februar 2018.
Theater im Burgbachkeller, Zug
5.12.2016 20:00 Uhr
In der Reihe „Residenzen“ : Doppellesung und Gespräch (Englisch/Deutsch)
Moderation: Ilma Rakusa, Schriftstellerin, Zürich
Ein Museum in Zagreb zeigt, was von der Liebe übrig blieb.
Nur wenige Kilometer von der Stadt Korčula entfernt, am östlichen Ufer der gleichnamigen Insel, liegt das Dorf Lumbarda. Vor mehr als zweitausend Jahren war Lumbarda eine Gemeinde der griechischen Kolonie der Insel Vis.
Im Jahr 1877 entdeckten Archäologen in Lumbarda eine antike Steinschnitzerei, das als Lumbarda-Psephisma bekannt wurde.
Bisher wurden sechs Werke Miroslav Krležas ins Französische übersetzt, und zwar: „Beisetzung in Theresienburg“ (Novellen, Edition de Minuit, in der Übersetzung von Antun Polanšćak mit einem Vorwort von Léon Pierre Quint, Paris 1956), „Die Rückkehr des Filip Latinovicz“ (Roman, herausgegeben von Calman, Lévy, in der Übersetzung von Mila Đorđević und Clara Malraux, Paris 1957), „Das Bankett von Blitwien“ (Roman, herausgegeben von Calman-Lévy, in der Übersetzung von Mauricette Beguitch, Paris 1964). „Ohne mich“ (Roman, Edition De Seuil, übersetzt von Janine Matillon, Paris 1969), „Der kroatische Gott Mars“ (Novellen, herausgegeben von Calman-Lévy, übersetzt von Janine Matillon und Antun Polansćak, Paris 1971). „Die Balladen des Petrica Kerempuch“ (Edition Presse Orientales de France, übersetzt von Janine Matillon, Paris 1975).
Sie alle haben eine warme Aufnahme gefunden. Wir bringen hier einige Auszüge aus Rezensionen (Maurice Nadeau, Léon Pierre Quint, Claude Roy, Marcel Schneider und andere), die das Werk Krležas auf jeweils verschiedene Art und Weise beleuchten.
Maurice Nadeau widmet (u. d. T. „Ein großer jugoslavischer Schriftsteller“) im „France Observateur“ vom 20. Juni 1956 eine ganze Seite dem Erscheinen der Novellensammlung „Beisetzung in Theresienburg“. Daraus einige charakteristische Passagen: Für viele wird die Novellensammlung „Beisetzung in Theresienburg“ zu einer wirklichen Offenbarung werden...
Der Text ist ursprünglich in der Literaturzeitschrift Most/The Bridge (Heft 3-4, 1979) erschienen.
Modernisierer, Kollaborateure, Faschisten: Die Geschichte und die Wahrnehmung der Balkandeutschen ist vielfältig und bis heute mit Tabus belegt. In den letzten Jahren sind sie jedoch zum Thema der kroatischen Literatur geworden.
Von Martin Sander und Ksenija Cvetković-Sander / Deutschlandfunk kultur
"Und du willst nach Senj, Thilo?“
Ja. Ich wollte trotz des touristischen Überangebot Kroatiens jene Stadt sehen, in die der von den Nazis verfolgte Kurt Held und seine Frau Lisa Tetzner 1940 kamen und Inspiration zum Verfassen der „Roten Zora“ erhielten.