Prosa

Željka Horvat Čeč: 4 Schlösser

Željka Horvat Čeč wurde 1986 in Čakovec geboren. Sie hat ein Magisterstudium der Kroatischen Sprache und Literatur absolviert und lebt in Rijeka. Sie hat zwei Gedichtbände, einen Erzählungsband und den Roman „4 brave“ („4 Schlösser“) veröffentlicht. Ihre sprachlich minimalistischen Lyrikbände haben ihr Aufmerksamkeit und Auszeichnungen gesichert. Der Lyrikband „Moramo postati konkretni“ („Wir müssen konkret werden“) war Finalist des Kamov-Preises 2015. Ihre Gedichte wurden ins Englische, Französische, Deutsche und Schwedische übersetzt. Mit dem Roman „4 brave“ hat sie 2016 auch als Prosaautorin auf sich aufmerksam gemacht. Der pseudoautobiografische, von dokumentarischen Elementen durchzogene, Roman erzählt vom Aufwachsen in einem Dorf in Nordkroatien unweit der Grenze zu Ungarn in den Neunzigern.



 

Auszüge aus dem Roman „4 Schlösser“.

Aus dem Kroatischen von Klaus Detlef Olof.

 

 

Lola

Großvater war hinters Haus gegangen, in den Garten. Hinter den Stall. Trotzdem hörte man den Schuss. Ich wickelte die Verbände ab und sagte, morgen gehe ich in die Schule.

Am Morgen nahm ich von der Hoftür das Schild “Bissiger Hund” ab.

 

Gott schütze Kroatien

“Wenn ich mein Leben für die Heimat gebe, heißt das, dass ich dann sterbe?”

“Ja!” sagte der Lehrer.

“Dann lieber nicht.”

Der Lehrer sagte, wieso nicht, das ist edel, und dann komme ich sicher ins Paradies. Die Zrinskis haben ihr Leben für die Heimat gegeben, und deshalb steht auf der Tafel am Schloss: “Ewig lebt, wer aufrecht stirbt.”

Wir müssen uns diesen Satz merken, sagte er und wiederholte ihn noch einmal laut, während er ihn an die Tafel schrieb.

Ich war still.

Ich wollte ihm sagen, wie kann ich aufrecht sterben, wo ich doch erst in der zweiten Klasse bin.

Und wie wird das jetzt im Krieg gezählt? Lernen die Serben auch in der Schule, dass sie für die Heimat sterben, und kommen wir dann ins selbe Paradies? Oder getrennt, damit es nicht auch im Paradies Krieg gibt?

 

Bograč

Wenn Papa und die anderen Onkel, die Jäger sind, einen Hasen, einen Fasan oder ein Reh geschossen haben, rufen sie uns Kinder, dass wir rauskommen sollen. Sie legen die Tiere in eine Reihe, so dass der Körper und der Kopf zu sehen sind, und wir Kinder treten in die Reihe dahinter. Wir müssen lachen, wenn wir fotografiert werden. Das Entwickeln eines Films ist teuer, und die Aufnahme wird nicht wiederholt. Und den Tieren müssen auch die Federn und der Balg abgezogen werden, damit man sie zum Braten oder für die Suppe oder ein Gulasch kleinschneiden kann. Die Mütter entscheiden, wann was gekocht wird. Die Rehe werden für besondere Gelegenheiten aufbewahrt. Und zwar für einen Bograč.

Mit dem Reh werden wir anders fotografiert, nur ein Kind und das Reh, aber nur das Kind von dem, der es geschossen hat. Dieses Mal war das ich. Ich mag nicht mit dem Reh fotografiert werden, weil man dann immer seinen Kopf in die Luft halten muss, damit man es besser sieht. Der tote Kopf fällt herunter, und wir Kinder dienen nur als Aufhänger, damit man die Größe des Kopfes, den Äser oder das Geweih besser sieht, wenn es ein Rehbock ist. Das Geweih wird im Jagdverein besonders bepunktet. Mehrere Geweihe haben wir zusammen mit den Schädeln auf Holz genagelt im Flur hängen. Neben den Geweihen hängt auch ein Keramikteller, den ich Mama und Papa gekauft habe, als wir auf einem Ausflug in Zagreb waren, mit der Schule, die ganze Klasse. Auf ihm ist die Zagreber Kathedrale gemalt. An einer Extrawand hängt ein Bild von Tito im Jagdanzug.

Bograč wird zu besonderen Gelegenheiten gemacht. Das ist Gulasch aus drei Sorten Fleisch, Reh und noch zwei Sorten, egal welche. Mama tut Zwiebeln und Karotten dazu und noch ein Gemüse, das gehackt wird. Den großen Topf holen wir nur für diesen Bograč heraus. Sonst steht er bei uns im Keller. Der Jagdverein “Hase” Čakovec hat einen noch größeren Topf als wir, viel größer. Den hat einmal der Onkel ausgeliehen, als seine Tochter geheiratet hat. Zu diesem Topf gehört auch eine große Scheffla. In der Schule wusste keiner von uns in der Klasse, wie man Scheffla richtig auf Kroatisch sagt. Die Lehrerin hat uns erklärt, wie das heißt, wir haben gelacht, aber am Schluss hat sich niemand gemerkt, wie es heißt. Sowieso haben bei uns die Kinder nichts zu tun mit der Scheffla. Das Essen tut uns Mama auf den Teller. Nur die großen Kinder tun sich selbst auf, aber sie müssen auch alles aufessen, was sie sich auftun. Vorher dürfen sie nicht vom Tisch. Mein Bruder hat einmal zwei Stunden auf den Kukuruzsterz gestarrt. Papa hat gesagt, das ist das letzte Mal für dich.

Nach dem Fotografieren hat Papa dem Hasen das Fell abgezogen. Die Jäger sagen abbalgen. Das Abbalgen erinnert mich an Cousine Ivana, weil ihre Mutter immer zu ihr sagt, du Balg, was ziehst du dich dauernd an und aus, du machst dir noch die ganzen Kleider hin. Dann kommt mir das Bild in den Kopf, wie es aussehen würde, wenn uns jemand die Haut abzieht. Und ob uns auch der Kopf so runterhängen würde, und wer sich mit uns fotografieren würde, wenn er uns totschießt? Würden sie uns für ein Bograč zurücklegen, oder würden sie uns wie einen Fasan in die Suppe werfen?

Solche Bilder träume ich dann in der Nacht. Mama und Papa sage ich, dass ich eine große Schlange geträumt habe. Sie trösten mich, dass es bei uns keine großen Schlangen gibt. Sie sagen, dass ich keine Filme mit Schlangen und Spinnen mehr gucken darf. Rehfleisch mag ich gern. Ich mag nicht in die Garage gehen, wenn das Reh dort nackt hängt und die Haut auf dem Beton liegt. Ich mag Rehe nur im Film und im Gulasch. Auch die Geweihe der Rehböcke mag ich nicht.

Joža sagt, dass in diese Schädel ein Geist hineinkriechen kann. Ich glaube nicht an Geister, aber ich mag trotzdem nicht, dass sie bei uns im Haus hängen. Denn in diese Schädel kann wirklich ein Geist hineinkriechen. Falls es ihn einmal geben sollte. Oder falls ich einmal an ihn oder an sie glauben sollte. Vielleicht sind sie zu mehreren.

Den abgebalgten Hasen schneidet Mama in Stücke. Die besseren packt sie in eine große Tüte, auf ihr steht 5 kg. Das ist für den Doktor, sagt sie. Wir müssen zur Untersuchung nach Varaždin. Dem in Zagreb haben wir ein Reh gebracht. Für den in Čakovec ist auch ein Huhn oder eine Ente gut.

Eine größere Stadt braucht ein größeres Tier. So geht das. Obwohl Mama sagt, dass es nicht so ist. Ich weiß, dass es so ist. Je größer die Stadt ist, wo wir ins Krankenhaus gehen, desto schöner ziehen wir uns an. Nach Zagreb fahre ich in den weißen Lackschuhen, die ich immer auf Hochzeiten trage.

Dieses Jahr hatten wir schon drei Hochzeiten. Deshalb konnte Mama die toten Tiere nur schwer verteilen. Ich denke, dass sie wichtiger sind für eine Hochzeit, denn dann können auch wir von dem Essen mit den Tieren ein bisschen probieren. Aber wir reden auch mit der Verwandtschaft, wir Kinder springen herum, laufen, jagen Ballons und spielen, aber beim Doktor muss ich stillsitzen. Er spricht hauptsächlich mit Mama.

Am Samstag ist wieder eine Hochzeit. Während sich die Mütter um ihre Frisur und die Väter sich um den Wein und das Fass im Keller kümmern, verarzten wir den Vogel, den wir gestern mit dem Luftgewehr getroffen haben. Joža sagt, wir hätten die Geister beunruhigt und deshalb sei er nicht tot.

Wir haben ihn in die Garage gebracht, wo die Fahrräder und das Werkzeug stehen, und haben ihn mit Bivacyn-Puder bestreut. Er ist so klein. Und piept leise. Wenn er piept, müssen wir weinen, aber wir dürfen nicht weinen, jetzt, wo wir zur Hochzeit gehen. Wir haben nicht geweint, wir haben nicht gelacht, aber wir haben auch Joža das mit den Geistern nicht geglaubt. Als wir zur Hochzeit aufbrachen, ist der Vogel aufgestanden. Entweder hat ihm das Bivacyn geholfen oder Jožas Geister.

Mama hat doch beschlossen, einen Hasen zu schenken. Ihr Neffe heiratet nicht zweimal im Leben, sagt sie. Und man lebt auch nur einmal, da soll es anständig sein, ruft Papa und lacht so breit, dass auch der Goldzahn zu sehen ist, den er statt des richtigen hat.

 

 

 

 

    

o nama

Natječaj nagrade ''Kritična masa'' (8. izdanje) otvoren do 10. prosinca

Kritična masa raspisuje novi natječaj književne nagrade "Kritična masa" za mlade autorice i autore (do 35 godina).
Ovo je osmo izdanje nagrade koja pruža pregled mlađe prozne scene (širi i uži izbor) i promovira nova prozna imena.
Prva nagrada iznosi 700 eura (bruto iznos) i dodjeljuje se uz plaketu.
U konkurenciju ulaze svi dosad neobjavljeni oblici proznih priloga (kratka priča, odlomci iz većih formi, prozne crtice). Osim prozne fikcije, prihvatljivi su i dokumentarni prozni tekstovi te dnevničke forme koji posjeduju književnu dimenziju.
Prethodnih su godina nagradu dobili Ana Rajković, Jelena Zlatar, Marina Gudelj, Mira Petrović, Filip Rutić, Eva Simčić i Ana Predan.
Krajnji rok za slanje prijava je 10.12.2024.
Pravo sudjelovanja imaju autorice i autori rođeni od 10.12.1989. nadalje.

proza

Robert Aralica: Gugutka

NAGRADA "KRITIČNA MASA" - UŽI IZBOR

Robert Aralica (Šibenik, 1997.) studij hrvatskoga i engleskoga jezika i književnosti završava 2020. godine na Filozofskom fakultetu Sveučilišta u Splitu. U slobodno vrijeme bavi se pisanjem proze i produkcijom elektroničke glazbe. Svoje literarne radove objavljivao je u studentskim časopisima Humanist i The Split Mind. 2022. kriminalističkom pričom Natkrovlje od čempresa osvojio je prvo mjesto na natječaju Kristalna pepeljara. Trenutno je zaposlen u II. i V. splitskoj gimnaziji kao nastavnik hrvatskoga jezika.

proza

Iva Esterajher: Priče

NAGRADA "KRITIČNA MASA" - UŽI IZBOR

Iva Esterajher (Ljubljana, 1988.) živi i radi u Zagrebu. Diplomirala je politologiju na Fakultetu političkih znanosti. Aktivno se bavi likovnom umjetnošću (crtanje, slikarstvo, grafički rad), fotografijom, kreativnim pisanjem te pisanjem filmskih i glazbenih recenzija. Kratke priče i poezija objavljene su joj u književnim časopisima i na portalima (Urbani vračevi, UBIQ, Astronaut, Strane, NEMA, Afirmator) te je sudjelovala na nekoliko književnih natječaja i manifestacija (Večernji list, Arteist, FantaSTikon, Pamela festival i dr.).

proza

Nikola Pavičić: Suncem i vremenom opržena tijela

NAGRADA "KRITIČNA MASA" - UŽI IZBOR

Nikola Pavičić (Zagreb, 2004.) živi u Svetoj Nedelji. Pohađa Pravni fakultet Sveučilišta u Zagrebu. Piše, napose poeziju i lirsku prozu, te sa svojim tekstovima nastoji sudjelovati u literarnim natječajima i časopisima. U slobodno vrijeme voli proučavati književnost i povijest te učiti jezike.

proza

Luca Kozina: Na vjetru lete zmajevi

NAGRADA "KRITIČNA MASA" - UŽI IZBOR

Luca Kozina (Split, 1990.) piše prozu, poeziju i književne kritike. Dobitnica je nagrade Prozak u sklopu koje je 2021. objavljena zbirka priča Važno je imati hobi. Zbirka je ušla u uži izbor nagrade Edo Budiša. Dobitnica je nagrada za poeziju Mak Dizdar i Pisanje na Tanane izdavačke kuće Kontrast u kategoriji Priroda. Dobitnica je nagrade Ulaznica za poeziju. Od 2016. piše književne kritike za portal Booksu. Članica je splitske udruge Pisci za pisce. Zajedno s Ružicom Gašperov i Sarom Kopeczky autorica je knjige Priručnica - od ideje do priče (2023).

proza

Ana Predan: Neke su stvari neobjašnjivo plave

NAGRADA "KRITIČNA MASA" - UŽI IZBOR

Ana Predan (Pula, 1996.) odrasla je u Vodnjanu. U šestoj godini počinje svirati violinu, a u šesnaestoj pjevati jazz. Po završetku srednje škole seli u Ljubljanu gdje studira međunarodne odnose, a onda u Trst gdje upisuje jazz pjevanje pri tršćanskom konzervatoriju na kojem je diplomirala ove godine s temom radništva u glazbi Istre. U toku studiranja putuje u Estoniju gdje godinu dana provodi na Erasmus+ studentskoj razmjeni. Tada sudjeluje na mnogo vrijednih i važnih projekata, i radi s umjetnicima i prijateljima, a počinje se i odmicati od jazza, te otkriva eksperimentalnu i improviziranu glazbu, te se počinje zanimati za druge, vizualne medije, osobito film. Trenutno živi u Puli, gdje piše za Radio Rojc i predaje violinu u Glazbenoj školi Ivana Matetića-Ronjgova. Piše oduvijek i često, najčešće sebi.

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Eva Simčić: Maksimalizam.

NAGRADA "SEDMICA & KRITIČNA MASA" - UŽI IZBOR

Eva Simčić (Rijeka, 1990.) do sada je kraću prozu objavljivala na stranicama Gradske knjižnice Rijeka, na blogu i Facebook stranici Čovjek-Časopis, Reviji Razpotja i na stranici Air Beletrina. Trenutno živi i radi u Oslu gdje dovršava doktorat iz postjugoslavenske književnosti i kulture.

poezija

Jyrki K. Ihalainen: Izbor iz poezije

Jyrki K. Ihalainen (r. 1957.) finski je pisac, prevoditelj i izdavač. Od 1978. Ihalainen je objavio 34 zbirke poezije na finskom, engleskom i danskom. Njegova prva zbirka poezije, Flesh & Night , objavljena u Christianiji 1978. JK Ihalainen posjeduje izdavačku kuću Palladium Kirjat u sklopu koje sam izrađuje svoje knjige od početka do kraja: piše ih ili prevodi, djeluje kao njihov izdavač, tiska ih u svojoj tiskari u Siuronkoskom i vodi njihovu prodaju. Ihalainenova djela ilustrirali su poznati umjetnici, uključujući Williama S. Burroughsa , Outi Heiskanen i Maritu Liulia. Ihalainen je dobio niz uglednih nagrada u Finskoj: Nuoren Voiman Liito 1995., nagradu za umjetnost Pirkanmaa 1998., nagradu Eino Leino 2010. Od 2003. Ihalainen je umjetnički direktor Anniki Poetry Festivala koji se odvija u Tampereu. Ihalainenova najnovija zbirka pjesama je "Sytykkei", objavljena 2016 . Bavi se i izvođenjem poezije; bio je, između ostalog, gost na albumu Loppuasukas finskog rap izvođača Asa 2008., gdje izvodi tekst pjesme "Alkuasukas".

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Maja Marchig: Izbor iz poezije

Maja Marchig (Rijeka, 1973.) živi u Zagrebu gdje radi kao računovođa. Piše poeziju i kratke priče. Polaznica je više radionica pisanja poezije i proze. Objavljivala je u brojnim časopisima u regiji kao što su Strane, Fantom slobode, Tema i Poezija. Članica literarne organizacije ZLO. Nekoliko puta je bila finalistica hrvatskih i regionalnih književnih natječaja (Natječaja za kratku priču FEKPa 2015., Međunarodnog konkursa za kratku priču “Vranac” 2015., Nagrade Post scriptum za književnost na društvenim mrežama 2019. i 2020. godine). Njena kratka priča “Terapija” osvojila je drugu nagradu na natječaju KROMOmetaFORA2020. 2022. godine objavila je zbirku pjesama Spavajte u čarapama uz potporu za poticanje književnog stvaralaštva Ministarstva kulture i medija Republike Hrvatske u biblioteci Poezija Hrvatskog društva pisaca.

poezija

Juha Kulmala: Izbor iz poezije

Juha Kulmala (r. 1962.) finski je pjesnik koji živi u Turkuu. Njegova zbirka "Pompeijin iloiset päivät" ("Veseli dani Pompeja") dobila je nacionalnu pjesničku nagradu Dancing Bear 2014. koju dodjeljuje finska javna radiotelevizija Yle. A njegova zbirka "Emme ole dodo" ("Mi nismo Dodo") nagrađena je nacionalnom nagradom Jarkko Laine 2011. Kulmalina poezija ukorijenjena je u beatu, nadrealizmu i ekspresionizmu i često se koristi uvrnutim, lakonskim humorom. Pjesme su mu prevedene na više jezika. Nastupao je na mnogim festivalima i klubovima, npr. u Engleskoj, Njemačkoj, Rusiji, Estoniji i Turskoj, ponekad s glazbenicima ili drugim umjetnicima. Također je predsjednik festivala Tjedan poezije u Turkuu.

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