„ ... Sein Weinberg reifte früh heran, und die überreifen Trauben
gaben einen schweren, starken, tödlichen Wein, von dem man nicht viel, aber oft und lange trinken kann.
Er kultivierte seine Sprache, studierte und vervollkommnete sie. Er war wie die alten Meister, die ihre Farben nach verschiedenen Rezepturen eigenhändig herstellten und die Leinwände selbst
grundierten. Auf alle Fehler achtete er, ärgerte sich über Kleinigkeiten, falsch gesetzte Kommas und Druckfehler konnten ihn zur Weißglut bringen...
Sein überreiches geistiges Leben wurde, neben anderen Faktoren, zur Ursache für seinen physischen Tod. Er stand ganz in Flammen, und nur die Erde konnte dieses Feuer löschen.“
(Ivan Goran Kovačić über A. B. Šimić in dem Text Pjesnik tijela i siromaha, 1940)
Antun Branko Šimić: Gedichte
Hymnos
Trauben und Imortellen
Duften im Dorfe am Zaun...
Alles berühret der Herbst jetzt,
Gekleidet in Gelb und in Braun;
Früchte verteilt er und Wein,
Beschenket Felder und Hain.
... Sachte bin ich gekommen
Aus unbekannten Fernen,
Mit Armen voller Ähren,
Mit Granatäpfel blutroten Kernen...
So summt er auf seine Weise
Und wiegt den Feigenast leise.
Am Himmelszelt, sieh, erglänzet
Ein schillernder Regenbogen,
Und Flötentöne kommen
Durchs grüne Gehölz gezogen...
Der Hymnos des Herbstes ergreifet
Die Frucht jetzt, die still noch reifet.
Mahnung
O Mensch gib acht
nicht klein einherzugehen
unter den Sternen!
Lasse dich ganz
durchströmen
vom sanften Licht der Sterne!
Damit du nichts bereust
wenn du mit letztem Blick
Abschied nimmst von den Sternen!
An deinem Ende
statt in Staub
verwandle dich in Sterne!
Tatjana gewidmet
Die Dichter
Die Dichter sind das Staunen in der Welt
Sie gehen durchs Land und ihre Augen
groß und stumm wachsen vor den Dingen
Ihr Ohr gelehnt
an das Schweigen das sie umgibt und quält
sind die Dichter das ewige Beben in der Welt
Wir haben uns getroffen
Wir haben uns auf einem Stern, der Erde heißt, getroffen. Unser Weg durch die Zeit liegt in diesem, wie ein Ziel leuchtenden Augenblick, weit, fast endlos weit zurück, so daß wir unserer Reise Anfang schon vergaßen.
Jetzt liegen unsere Hände ineinander, und unsere Blicke berühren sich. In unseren Händen und in unseren Blicken umarmen sich unsere Seelen.
Oh, wenn wir uns wieder trennen und auf unsere dunklen Wege durch die Unendlichkeit begeben – auf welchem Stern werden wir uns wieder treffen?
Und werden unsere Seelen bei der nächsten Begegnung wieder erzittern in dunkler Erinnerung daran, daß wir einst Menschen waren, die sich küßten auf einem Stern, der Erde heißt?
Die Ohnmacht des Dichters
Einst vom Glauben inspiriert
sangen die Dichter von jener Gegend
die der Mensch betritt wenn er den Körper verläßt
Heute verläßt jeden die Vorstellungskraft
am Rande dieser Welt
Weiter folgt Leere
vor der der Dichter – ohnmächtig verstummt
Liebe
In blauer Nacht – dein Körper schläft
Rote und blaue Ströme durchfließen deinen Körper
rauschen
Ich lausche ihrem Rauschen und berauscht falle ich in Schlaf
Ich sinke
Auf der Oberfläche des Bewußtseins letzte Zuckungen
(wie im Gewässer der Sonne Verlöschen)
Alles ist eins
In blauer Unendlichkeit dein Körper dein nackter weißer Körper
Durch blaue Unendlichkeit rauschen die Ströme deines Blutes Liebe
Ich, ein träumender Gott, senke meinen schweren trunkenen Kopf
auf deine Brust
und horche
Das Lied des Dichters
für Niko Milićević
Ich weiß nicht was ihr wollt
Ich gehe
an Häusern vorbei durch die Straßen und über Felder in der Nacht
und singe mein Leben und euer Leben und das Leben aller Dinge
Denn ich bin das Herz
O Welt und ich in der Welt und die Welt in mir
Stadt Nächte Frauen Sterne
Tanz Freude Liebe Schrei Gott
Ich singe
und meine Lieder fallen in die Welt wie Sterne
(O warum sind eure Seelen keine tiefen Seen kein dunkles Meer?)
Laut klingen meine Lieder in der Welt
und niemand hört auf ihren Schmerz ihr Lachen ihre Freude
viele jedoch verhöhnen und belachen sie
O wer bin ich wer bin ich
ich einsamer Sänger auf den Straßen in nächtlicher Stadt?
Singe ich so nicht schon seit ungezählten Jahren?
Bin ich ein Irrer wahnsinnig schon seit langer Zeit?
Nichts weiß ich
Doch ich singe
und gehe an den boshaft Lächelnden vorüber
in die Nacht und in die blaue ferne Einsamkeit.
Ich steige steige auf steilen Pfaden
Und oben angekommen stehe ich
in menschenleerer stummer Weite
Ich dunkler Sänger auf der Höhe
Ich einsamer Baum auf dem Gipfel des Berges
der sein dumpfes unaufhörliches Rauschen
in die tiefe schwarze Ewigkeit stürzt.
Der Weg
Wir gehen in das dunkle Ungewisse
Im Finstern sterben viele schwache Herzen
Aus den Gräbern erheben wir uns – Weiter! –
In unseren Ohren klingt Erinnerung an den letzten Schrei
derer die zurückblieben auf dem Weg
In unserer Seele klingt der Schmerz um die Toten
Weiter!
Wenn wir das Ende erreichen
werden unsere Seelen voller Schmerz sein
wie Brunnen voll Wasser
Und wenn vor unseren Augen sich
der Morgen der Sterne zu denen wir wandern rötet
werden unsere Seelen
aus ihrem Schmerz heraus
den Morgen der Erfüllung mit leisem Lächeln begrüßen
Gebet auf meinem Weg
O Gott
der du mich bis zu diesem Augenblick unsichtbar geführt
führe mich auch weiter bis ans Ende meiner Wünsche
Laß mich nicht
müde und alleine mitten auf dem Weg zurück
Meine Wangen sind bleich
und meine Gedanken hängen wie meine Arme hilflos herab
O Gott
gib daß ein neuer blauer Morgen
meine Gedanken aus der Müdigkeit hebt
daß durch die bleichen Hände ein Strom roten frischen Blutes strömt
Sei
über meinem Haupt der Stern der mich begleitet
Die Erlösung
Wir sind von niemandem erlöst worden
Jeder von uns ist ein Gottessohn
der vom Himmel in das Elend der Welt hinabstieg
Wir sind zur Erde hinuntergelassene Wünsche Gottes
– Gott möchte
alles sein und alles leben –
Wir kehren immer zu Gott zurück
Die Erde: ein kurzer Ausflug
Frauen, Jünglinge, Sommer
Gegen Mittag versammeln sich auf der Promenade viele Frauen
– O woher kommen sie alle? –
wie ein Vogelschwarm
der sich unter blauem Himmel zu uns auf die Erde hinabläßt
Die Frauen rauschen
durch die Sommerluft und durch die Seelen träumerischer Jünglinge
und leichte Schritte tragen ihre leichten Körper
Nein, Frauen sind nicht von dieser Welt!
Sie sind die Quellen unzähliger blauer Nächte unserer Jugend
zu Körpern gewordene weiße Sehnsüchte
O ihr Frauen
für euch
haben wir die Paläste unserer Jugend weit geöffnet!
Aber die Schritte der Frauen klingen fremd und fern
Alle Frauen entfernen sich wieder
wie ein Vogelschwarm
der hinter den blauen Schleiern des Sommers entschwindet
Am Ende unserer Blicke
schreitet hochaufgerichtet eine einsame Baumreihe
Rückkehr
Ich kam zurück
kein trüber Gedanke lag auf meinem Gesicht
Ins Licht des Sommers
lächelt meine Seele sanft
Tritt an dein Fenster
sieh:
In der Ferne wo hinter dem Wald und den roten Häusern die Ufer glänzen
spielt mein Körper mit grünem Wasser
Langsam wirst du mich Vergangenen vergessen
Ich wachse auf vor dir
neu und groß
Ans Ufer kam der Bewohner eines neuen Sterns
und rauscht in wilder Freude
im Wasser und im Grün
In blauer Luft erglänzt der nackte Körper
schreit auf
und verliert sich in der Tiefe des aufbrausenden grünlichen Wassers
Rückkehr
Du ahnst nicht
meine Rückkehr meine Nähe
Wenn in der Nacht in deinen Ohren leiser Mondschein rauscht
so wisse:
es schreitet nicht der Mondschein um dein Haus
Ich bin es der in deinem Garten über blaue Wege irrt
Wenn über Straßen schreitend im toten Licht des Mittags du plötzlich
anhältst
erschreckt von eines wundersamen Vogels Schrei
so wisse:
es tönt vom nahen Ufer meines Herzens Schrei
Und wenn im Abenddämmer du einen schwarzen Schatten sich bewegen siehst
auf des dunklen stillen Wassers andrer Seite
so wisse:
ich bin es der da feierlich und aufrecht schreitet
als ging ich neben dir
Der Blick der armen Leute
Ich weiß: morgens stehen sie schweigend auf
und sitzen noch ein wenig auf dem Bett.
Solange sie essen oder sitzen, schweigen sie auch bei Tisch so.
Sie ruhen sich aus. Die Arme halten sie still
verschränken sie über der eingefallenen Brust;
nur manchmal fährt eine Hand über den Tisch
Niemendes Augen blicken geradeaus nach vorne.
Nichts erwarten diese Leute mehr.
In ihr Leben
kommt alles von außen
und steuert sie.
Ihr Leben besteht aus Ergebung und Besorgnis.
Hier sitzen sie jetzt
Ihr Blick kann an nichts Ruhe finden
Verwirrt irrt er umher
und sucht einen Ausweg außerhalb des Raums.
Arme Leute
Arme Leute schweben unbeständig
zwischen Tod und Leben
und im Nu kann das Gewicht
des Todes überwiegen.
Jeden Augenblick können sie die Grenze
überschreiten und sofort sind sie
im Tod: der allernächsten Nähe.
Das Mittagessen der armen Leute
Sie schämen sich voreinander
wegen eines solchen Mittagessens
und während sie essen haben sie Angst
des anderen Leben aufzuessen
Wenn sie vom Tisch aufstehn:
Stille und Schwere
Der Ekel vor sich selbst
verunstaltet die Gesichter beider
und jeder denkt er wäre des anderen Mörder
und das Blut das durch seinen Körper fließt
wäre das Blut des andern
(als hätte der eine den andern gegessen)
An einen armen Mann
Oh zieh dich zusammen in dich und dein Schicksal
Ergieße dich nicht über den Rand
Schließe die Tür vor jeder Hoffnung
denn die Tür führt ins Leere
Oh zieh dich zusammen in dich und dein Schicksal
Dein Körper wird dünner
die Hände blasser
die Augen tiefer
Ohne zu rauschen verdunstet das Blut in deinem Herzen
Wenn du nackt in der Nacht stehst ähnelst du
– so dünn, durchsichtig und blau –
einer hohen verwelkten Blume.
Oh wohin gehst du wohin gehst du?
Wirst du dich hier auf der Erde schon
völlig von deinem Körper befreien?
Der Reiche sieht wie du schwindest und wundert sich
„Er verging wie ein Geruch“.
Post scriptum
Auf die Armut blickte ich
und wollte sie besingen
Doch als ich tiefer in sie blickte
verstummte ich
ich sah:
Tief wie ein Abgrund ist das Elend!
Was ward zu meinem Lied?
ein Blick, ein Seufzer
Das übrige blieb außerhalb und
unbesungen
Darüber muß ich schweigen.
(1920-1921)
Meine Verwandlungen
Ich singe mich selbst, wenn ich aus schwarzem Abgrund und quälender Nacht
mein blasses weiches Gesicht in einen kristallenen Morgen trage
und mit meinen Blicken über Felder, Wiesen und Gewässer schwimme
Ich singe mich selbst, der ich unzählige Male sterbe
und unzählige Male auferstehe
Oh Gott, verwandle mich, den vom ständigen Wandel Müden
in deinen hellen unveränderlichen ewigen Stern
der vom fernen Himmel
in die schwarzen Qualen nächtlich Verzweifelter strahlen wird
Sommerlied
Seit einigen Tagen schon
begleitet mich in meinem Innern das helle Lied des Sommers
Ich entsinne mich nicht wann der Sommer in unsere Stadt kam
doch ich weiß: der Sommer lebt bei uns
O schon lacht er in den Blumen an allen Fenstern
und auf den von Bäumen gesäumten Straßen
wirft er kühle Schatten auf unsere Häupter
Aus Seelen und freudigen Blicken
sprang er ans Firmament und zu den Wolken
Tagsüber sinkt die Stadt in stilles heißes Licht
und wenig Menschen gehen durch die Straßen
Durch blaue Helle tönt vom Fluß her das Geschrei der Menschen
erreicht durch angelehnte Fenster
der Hausfraun träges Alltagsleben
Die Hausfraun lullen sich bei ihrer Arbeit ein
in ein Leben das die Seele für sich selbst erschafft
und das nun zwischen so erfüllter Sehnsucht wandelt
Die Schwäne auf dem Fischteich sind meiner Sehnsüchte Erfüllung
die Verkörperung meiner weißesten Träume
Auf blauem Wasser
zwischen Tiefen und Höhen
schweben sie
und manchmal nur tauchen sie mit leichter Bewegung aus ihrer Reglosigkeit auf
Hier am Ufer erwarte ich den Sommerabend
daß er den Raum um meine Vögel mit Sternen schmücke
Ich möchte sie sehen
wie sie inmitten der Nacht
gehalten von der unsichtbaren Macht der sie umgebenden Sterne im Schlafe schweben
Der Jüngling
Ich kenne den Schmerz des Jünglings
der den Sieg seines gemarterten Herzens
in den Morgen hinaussingt
mit dem Wunsch alle Herzen mögen mit dem seinen erbeben
und horchend mögen sich die Häupter neigen
zum Schweigen und süßen Vergessen
Doch der von den Menschen ungehörte Gesang des Jünglings
fällt zurück
in seine schweigsame Einsamkeit
Ich kenne die Verzweiflung blaß und krankhaft grünlich
mit Blicken in die leeren Gesichter der Menschen in grauer Luft
und mit Angst vor dem schwarzen Abgrund der Seele
Ich kenne den düstern und harten Stolz
mit kühn ausgerichtetem Schritt
und mit Ohren die in ihrem Innern
der Stimme ihres Gottes lauschen
Aufgeschreckt
Auf schreckt mich in der Nacht aus tiefem Schlaf
ein weißes Licht das durch mein Fenster fließt
Ich weiß: vom fernen Himmel strahlen
nackte Frauenkörper in mein Zimmer
Und auf dem blauen Mondscheinschleier kniend
bete ich stumm aus blauer Nacht
zu den Körpern unsichtbarer himmlischer Göttinnen
Herzegowina
Hingelegt unter den Sternen haben die Berge sich und in den Feldern die niedrigen
einzelstehenden Häuser
Aus blauem Dunkel ragen die Bäume
Auf der Staße ist niemand mehr
Die Straße ruht
und hat den Kopf in des lautlosen Tales Finsternis getaucht
In der Nacht werden die Bäume sich nicht rühren
Über den Himmeln nur schreiten langsam und still die Sterne
Der Verführer
Und danach
denkst du
auf den Knien zwischen zerdrückten Kissen
an den Tod
O Kind!
Ich will dich nicht mit neuen Küssen beschwichtigen
um zu vergessen
Über dein blasses Gesicht rinnen Tränen
Morgen
wird sich dein Herz beruhigen
das jetzt so verzweifelt schlägt
Morgen
wenn du mit dunklen Ringen unter den Augen
zu deinen Gespielinnen trittst
werden deine Gespielinnen sich wundern
Aber nicht eine wird entdecken
daß auf dem Grunde deiner Augen
sich ein blasser Stern versteckt
Weine nicht Kind: blau färbt sich die Winternacht
Meine Fußstapfen wird weißer hoher Schnee bedecken
Die Verführte
Nein, er ist nicht mehr da. Er ist geflohen. Die Haustür
schlug unten laut zu
wie zum letzten Mal
Soll ich ihm die Treppe hinunter nachstürzen?
Ich bin erstarrt, bleibe stehn
Auf dem Boden liegt eine zertretene Blume
Rote Sterne
lachen laut durchs Fenster
Aus aller Kraft rufe ich in die Nacht hinaus
Die Fensterscheibe klirrt
und beruhigt sich
In der Nacht
schweigt das steinerne Herz der Stadt
Vom kalten Licht der Sterne übergossen
zittert mein nackter Körper
Lied über der Erde
Auf einer Wolke schwammen wir den ganzen Tag
Jetzt wird es Abend
Wir landen auf dem hohen Gipfel eines Berges
und laben uns am Wein
Im Abenddämmer blitzen silberne Pokale auf gen Himmel
Tief verachten wir die Menschen und die Erde unter uns
Unser Leben gehört nur den Höhen
An der Brust der Nacht
ruhen unsre Leiber
Doch im Morgenrot
wird neue Freude durch einen neuen Tag uns tragen
Unsre hohen trunknen Freuden: unsre weißen Segel
Herzegowina
Ich schreite über Wiesen in der Dämmrung blau
Am Rand der Wiesen steht das Dampfmühlhaus
Von weitem
gleicht es einer blutverschmierten eckigplumpen
Malerei am Himmel
Je näher ich komme umso lauter schreien
die unzähligen glühendroten Ziegel
Unbekannte könnten meinen die Bauern feierten ein Fest
Unterhalb der Hügel kriecht ein schwarzer Zug
gleichmäßig stampfend
und kreischt
seine Ankunft dem noch fernen Bahnhof zu
Hier sind die Nacht und ich auf dem Berg
Unter mir tauchen für Augenblicke
Häuser Bäume und Wiesen aus dem Dunkel auf
und sinken wieder ins Dunkel
wie ins Bewußtsein
Aus der Finsternis sehen mich manch helle weiße Fenster an:
wie manch weiße festliche Augenblicke
im schwarzen Leben der Menschen
Die Zukünftigen
Die Zukünftigen sind schon gewesen
und alles war von Anfang an
in Gottes Blick
Aus tiefem dunklen Gottesschoß: der Zeit
ans Licht der Oberfläche treten pausenlos
Menschen der Zukunft
Im abgrundtiefen Auge Gottes
spiegeln sich schon Myriaden zukünftiger Welten
Gebet um Verwandlung
Den Tag halten nur noch wenige Lichter
die auf den Gipfeln erlöschen
Ich warte auf die Nacht: die Verwandlung der Dinge
Die Nacht
meldet sich aus dem Tal und wächst zwischen den nahen Bergen
zum Himmel hinauf
Die Landschaft meiner Heimat ist der Nächte voll
Unter dem Himmel leuchten die Berge auf
zu riesigen blauen durchsichtigen Kristallen
Die Bäume
auf den Gipfeln, im Feld, am Wasser und neben mir
stehen schwarz und unbeweglich
Horchend stehe ich auf der Straße: unten in den Wiesen
wandelt der weiße Mond
und ich denke:
die Nacht die den Dingen
das sanfte unbewegliche Gesicht ihrer jungen Tage wiedergibt
warum weckt sie in uns dunkle hungrige Begierden?
O Nacht
sei eine kalte Hand auf unsrer heißen Stirn
beruhige unser Blut und senke Frieden auf unsre Sinne
Gib unsern friedlichen durchscheinenden blauen Körpern
den Schlaf unschuldiger und stiller Pflanzen
auf Schleiern die der Mond über die Wiesen breitet
Im Schlaf werden wir lauschen
wie der Mond leise übers Wasser zieht
April
In der Sonne des April springen im Garten
langsam die ersten Knospen auf
Auf den Wegen spielen und lachen
kleine Mädchen
Ich trete ein und setze mich auf eine Bank
eine Zigarette zu rauchen
im sonnigen Winkel
Verschämt lassen die Mädchen ihr Spielzeug liegen
als wollten sie sagen:
Das ist nichts mehr für uns
Ich rauche
Ein nahes Rascheln
Hinter einem Busch versteckt
messen mich mit stummen Blicken
die kleinen Mädchen
Ich sehe wie das eine oder andre manchmal mit irrender Hand
unter den leichten Frühlingskleidern
sein Herz feste drückt
Ein Schrei!
Sie fühlen sich entdeckt
und lachend fliehen sie plötzlich vor meinen Augen
hinter hohe Gartenbüsche
Die Opfer
Wir
treffen uns an der Türe zur Nacht
und jeder von uns verließ einen quälenden Tag
Blau und hoch leuchtet die Nacht: ein Tempel
Unsere Körper lodern
in der Tiefe der Nacht
Opfer dem Gott unsrer Liebe
Der Kranke
Mein kranker Leib
sehnt sich nach einem stillen Krankenhaus
Ein Krankenhaus bar jeden Lärms bar jeder Stadt
im leeren bleichen Tag
Der bleiche Tag – ein Widerschein des bleichen Himmels
Im toten Garten zieht die Wintersonne
Wir leisen Klosterbrüder ohne Gott
vergessen das Leben
in unsren weißen öden Zimmern
Wir träumen
unsre langen trüben bleichen leeren Tage
An unsre Fenster pochen hier und da
ein Schrei, ein Tanz, Freuden des Lebens aus der Stadt!
– O Stadt!
O Unruhe und Ohnmacht unsrer Herzen!
O längst schon traten wir aus diesem Leben
von uns blieb nur Erinnerung!
Nur in den Tod öffnet die Türe unsres Hauses sich –
Über den Rand der Erde stürzt sich der Himmel hinab
Abend
– O unsrer Freundinnen Abende und Nächte!
Wer küßt jetzt unsre Freundinnen? –
Wir sinken in den schwarzen Schlund der Träume
uns wähnt wir wären alle schon seit langem tot
Unzählige Jahre liegen wir in Gräbern
Über uns
rasen Himmel und Wolken
Über uns
stürzen Tage und Nächte sich endlos in die Ewigkeit
Der Mondsüchtige
Der Mond
Gott der Nacht
steigt vom Himmel herab
und schreitet leise meinem Haus entgegen
Langsam erklimmt er mein Fenster
und läßt seine Blicke auf mir ruhen
Er lockt mich hinaus in die Nacht
Ich stehe auf ... und mein Gesicht mein weißes ... lächelt
Schlaftrunken schreite ich über die Ränder der Dächer
und spaziere durch die Nacht in der Höhe
– Mich halten die weichen Arme des Mondes –
O wie leicht ich bin ... unirdisch ... ich schwebe
und kann auf eines Baumes Blatte stehn
Ruft mich nicht: eine Erdenstimme
beudeutet Tod meinem himmlischen Wesen
Hoch über der Erde schwebe ich leicht durch die Sphären
Der Märtyrer
Aus der Menge trat ich
alleine
und rief euch in die Erde:
ein Neues Leben
Nur Spottgelächter hallte
aus der Menge
an mein Ohr
Ich machte mich alleine auf
Ihr aber schicktet den Tod mir nach
Ich starb
Aus meinem Herzen sprossen
zwei blaue Blumen der Liebe
in die Welt
Die Mutter
Ich betrete die Einsamkeit meiner Mutter:
einen stummen nackten Tempel
Im Tempel brennt ohne Unterlaß ein rotes
und leises Herz der Liebe
Ihr Auge sieht vor meinem Leben
ein undurchdringliches Geweb aus Finsternis
In mein vergangenes Leben dringt ihr Blick nicht tiefer
als ihr Fuß mit einem ersten Schritt in nächtliche Walddunkelheit
Für das Lied meiner Liebe hat sie kein Gehör
Auf dem verlorenen Sohn liegen nur
zwei Blicke schweren Tadels
Ich sehe in ihr stummes kaltes untröstliches Gesicht:
Die ewige Urmutter
tauchte auf aus der Tiefe der Zeit
Ich gehe
Zwei Menschen fühlen harten Stein
Hände berühren sich an der Schwelle des Hauses
Meine Mutter kehrt zurück in ihre Einsamkeit:
einen stummen nackten Tempel
Einsamkeit auf dem Wasser
Der Vater sagte gestern abend: „Mein Sohn es ist Herbst“
Und in dieser Nacht schon überschwemmte gelbes Wasser unsere ganze Gegend
Von den Bergen steigen Menschen irren im Wasser umher
suchen Fische oder vielleicht ein ertrunkenes Kind
Über dem Wasser glänzen ihre stummen kupferfarbenen strengen Gesichter
Wenn sie innehalten die Arme auszuruhen
fällt lang und schwer ihr Blick aufs Wasser
und ihre Leiber unbeweglich und stämmig scheinen wie aus Stein
Über dem Wasser und über den Menschen
steht in der Nähe des Gipfels die Sonne
und ähnelt
einem weißen papierenen Tagesmond
Ich liebe den Herbst das Wasser die bleiche papierene Sonne
und fahre allein übers glatte nackte Wasser
Ich singe Lieder denke und in Gedanken lasse ich
alles:
Berge Wasser Menschen mich selbst
zurückkehren zu den ersten jungen Tagen der Welt
und die stille nackte Wasserfläche
scheint mir der Rücken einer mächtigen Ur-Frau zu sein
Der Tag endet
Von den Bergen fällt ein langgezogener Ruf aufs Wasser
zwischen die Menschen
Und die Menschen verschwinden an der ersten Krümmung der steilen Pfade
Die Nacht
bodenlos und wild
noch unsichtbar
verschluckt die Sonne
Und wenn sie später auch vor meine Augen tritt
verschluckt sie Himmel Wolken Berge
Ich bin alleine auf dem Wasser
Über mir wölbt sich dunkel und hoch die Nacht
Manchmal
richte ich mich auf in die Nacht
– eine Gestalt wach und doch träumend –
und strecke das lange Ruder aus in die Leere der Finsternis
– Möchte denn meine Seele
daß jemand aus geheimnisvoller Nacht
zu ihr in ihre Einsamkeit träte
auf dem schwarzen schweigenden Wasser? –
Um mich her ist es dunkel
und alles endet am Rande des Wassers und am Rande der Nacht
Der Mittag und der Kranke
Ein blauer Mittag sitzt
auf den Wolken
In einem Zimmer das niemand betritt
stirbt ein Kranker
Neben ihm schweigt ein schwarzer Vogel
In den Gärten sonnen sich nackte Mädchen
und der blaue Strahl eines hohen Springbrunnens
rauscht
in die blaue Leere
. . .
Der Kranke liegt tot da:
ein Gegenstand neben Gegenständen im Zimmer
Der schwarze Vogel
ist verschwunden?
Unter dem Himmel
hängt ein gewaltiger schimmernder Pfauenschweif
von den Wolken in die Gärten hinunter
Der Abend und ich
Unsichtbar Posaunen trauern
in den Untergang der Sonne die im eignen Blut ertrinkt
Nun schweigen die Posaunen, der erste Stern beginnt zu flimmern
Der blaue Himmel läßt zur Erde sich hinab
Fernab singt eine Schenke der Nacht entgegen
und auf der Straße begegnen sich zwei Frauen mit haßerfülltem Blick
Ich biege von der Straße in den Wald
und sehe meine Hände immer blauer werden
Mit sanftem engelgleichem Blick
starrt eine Hinde aus dem Dunkel
furchtlos in meine wilden Augen
Da halt ich inne:
Ein Riese glotzt, sein Leib gebeugt
über einer kleinen blauen Blume im Gras
Ein leises Rascheln?
Unten
über dem grünen Wasser
bluten die roten Füße des Mondes
Die erste Nacht der Einsamkeit
Rote Blumen der Liebe
glühen in der Nacht
Die erste Nacht durch die
allein ich gehe
Ich horche:
die hohen blauen Springbrunnen sehnen
die Sterne herbei die sie nie erreichen werden
und mein schwarzes schweres Herz
pocht und pocht
Winter
Meine Seele ward von Liebe zermürbt
Meine Seele ist krank
und schläft
Weckt sie nicht auf: jeder Gedanke schmerzt
Meine Seele ist ein dunkler nackter See
im kalten weißen Tag
Keine Möwe fliegt weiß über dem Wasser
Keine Wolke rauscht blau unter dem Himmel
O alles steht starr
und schmerzhaft weiß!
Auf die nahen Häuser ist der Himmel gefallen
Auf die Häuser gelehnt schläft der Himmel
Soll denn heute alles stillstehn und schlafen
Heute schmerzt jede Bewegung
Brennen
Den westlichen Himmel hinab
und aus geplatzten Granatäpfeln im Garten
fließt Blut
Aber im Osten meldet mit blauem Antlitz der Abend sich
und der Westen wird blasser, röter die Granatäpfel
Du fliehst zu mir
erschreckt von den Ästen im Dunkel
und schweigst
Warum wird dein Körper plötzlich zur Flamme?
O wie die Granatäpfel sprühen
und mit uns brennen!
Auch die Sterne wollen sich nicht zeigen
daß das stumme Brennen hier im Garten stärker werde
Eifersucht
Über der schneeichten Erde
blaue Sterne
Dein Haus steht am Ende des Waldes
Ich gehe zu Dir
Wird mich ein Wolf in der Dunkelheit anfallen?
Der Schnee knirscht leise unter meinen Schritten
Da bin ich!
Dein Haus steht umzäunt
Alle Vorhänge sind zugezogen
Vor der Türe wacht ohne mich zu sehen
ein Hund
Nur ein Fenster leuchtet rot
Ich weiß alles
Leblos
kehre ich um
und mein Gesicht ist weiß wie Schnee
Eifersucht
Beim Fortgehn wie gewöhnlich:
Trennung und Trauer
Mit letztem Blick sog ich in meine Seele
ihre Lippen und auf dem Tisch die Blüten
rot
Bei meiner Rückkehr seh ich nun wie sie verwirrt
in einem Buch ein Bild verbirgt
Warum sind deine Lippen und die Blüten
blasser geworden?
Gott der Peiniger
Unsere Seelen werden unverhofft von Haß erfüllt
– O unsere verzerrten Münder, zerrissenen Gesichter! –
Ein unsichtbarer grausamer Gott steht hinter uns
im Finstern
In Finsternis ist er gehüllt
sein unsichtbarer Riesenleib verliert sich in den Lüften
Wir ragen in den Raum wie Bäume nach dem Sturm
An unsrer Kleidung vorbei streichen die Stunden
In unsere Gesichter
malt Mitleid ein sanftes tiefes Lächeln der Versöhnung
Und der finstere Gott verwandelt sich in Licht
das draußen durch die Sphären wallt
und wild an unsre Fenster flutet
Tote Liebe
Tot tönt der Liebe Ende in der Seele
Blau steigt der Abend aus den Himmeln
Mit stillem schwarzen Tuch verhänge ich die Fenster
Ich weiß: draußen stehen die Sterne tot am Himmel
leblos die Häuser und der Schein des Mondes, bewegungslos der schwarze Raum
Niemehr wird jemand zu mir kommen
Nur unsichtbar noch lebt der Tod
O Schlaf
breite ein rotes schweres Bartuch aus über mich
und lasse den schwarzen Nachthimmel
ewig über mir
schweigen
Die Vernachlässigte
In einem Zimmer einer großen Stadt
inmitten ärmlichen Geschirrs und Hausgeräts
lebt eine junge Frau
Täglich stapft am Mittag und am Abend
ein Wolfsgesicht ins Zimmer
Während die Frau beiseite tritt
und wartet
verschlingt das Wolfsgesicht das Essen
und verschwindet
Nächtens schweigt beim Herd die junge Frau
– das Feuer summt im stillen Zimmer –
über Marcel Prévosts Roman
Ihr länglich Antlitz bleich und ohne Hoffnung
wird schwer vom Lesen fällt vornüber
auf des Romanes Seiten
und schläft ein
Am Fenster sehnen sich weit offne blaue Blüten
einsam in die Nacht
in der die nahe Schenke wild lärmt und singt
Die verlorenen Frauen
O wo sind jetzt die Frauen
die irrend durch die Welt einst in mein Leben traten
und eine nach der andern aus meinem Leben wieder schwanden
ins Dunkel?
Und wo liegt jenes Land
in dem nun ihre Seelen lieben?
Jene Frauen sind jetzt
Sterne
Heut nacht
klingt aus der Tiefe
ihr Lächeln in meine Seele
Der Vampir
Er führt mich in die Nacht
Seine Hand ist klein warm und weich
Er führt mich in die Nacht
Leer blau und wässrig locken seine Augen
Er reicht mir aus der Nacht
des Weines Gift, der Worte Spottgelächter
Ich verstecke meine Seele vor ihm
Er umarmt meinen Körper
und trinkt trinkt meine Lippen
und tanzt und fällt berauscht von meinem Blut zu Boden
und wartet auf den Augenblick
wenn sich mein Körper leblos hinstreckt
er meine weiße Seele packt
und mit ihr durch die Nacht ins bodenlose Dunkel rast
Einmal
O Frau
die du aus unsrem Alltagselend
verzweifelt deine sanften Augen zu mir hebst
Dies ganze Leben... o dies ganze Leben
o Frau
werd einmal ich auf meiner Harfe spielen
Und wenn nach diesem Spiel der Harfe
unsere Seelen wortlos sprechen werden
weißt du was sie dann sagen?
Wie glücklich wir doch waren. Wie glücklich wir doch waren
Geschicke um Mitternacht
Schwere Hängebacken... die Augen brennen
trübe feucht und leer
In den Augen hinsterbende Seelen
(Verhängte Fenster leerer finstrer Häuser)
Weiße Lichter rauschen
Auf den Tischen Gläser voll Alkohol
Die Flüssigkeit gießt Schwere
in die Glieder
verwandelt Menschenleiber in langsam sich bewegende und schwere Holzskulpturen
Die Frau
gehüllt in grelle Farben
und parfümiert die weiße Körperhaut
ruft nicht mehr Lüsternheit hervor
mit scharfer hoher Lache
Rote und kalte Herzen schlagen dumpf wie Uhren
Ein Mensch erhebt sich vom Tisch
ein Ruf der nur ihn erreichte
läßt ihn mit letzten Schritten hinausgehn in die Nacht
Der Mond
– ein runder roter Schädel –
lacht unbemerkt durchs Fenster
derweil in diesem Raum verlorner Körper
Verwirrung herrscht
Eine fröhliche Nacht in der Stadt
Alle erhellten Nacht-Häuser singen
heut nacht
und alle Dinge spitzen die Ohren
und die Straßen erstrecken sich – wie Gedanken – ins Unendliche
Hinter den Fenstern wird ein roter Tanz getanzt
heut nacht
Und die Fenster zittern
Die Fenster
werden wild und irre in die Nacht hineinspringen
Alle erhellten Nacht-Häuser singen und kreischen
heut nacht
Doch genug jetzt!
Der Zeiger steht wie ein Finger und spricht: es ist an der Zeit
– Der Tod blieb um Mitternacht stehn über der Stadt –
Und alle Menschen schrecken auf
und alle Stimmen sind verstummt
und niemand rührt sich mehr
Stille
Der Tod löscht eine nach der andern die Lampen in der Stadt
Abschied von uns selbst
Wir stehen am Rande der Welt
und blicken ins Untergehen der letzten Sterne in die tiefe Nacht
Mit den Sternen gehen auch wir unter
Wir stehen schon am äußersten Rande unserer selbst
Wer hat die Erde unter uns auf unsichtbare Weise fortgerückt
daß wir sie fern wie einen Stern schon sehen?
Entrückt sind die Sterne
Wer von uns kann noch sich selber ahnen?
Wir stürzen immerdar
Bodenlos ist unser Weg und lautlos unser Fallen
Die Blume im Kaffeehaus
Mit großen Hüten und apart gekleidet
– tief in den Taschen vergraben die Hände
tief in der Seele Geheimes –
treten sie ein aus weißer Winternacht
und eilen zu ihrem Stammtisch
Liköre Kaffee Zigaretten
Und dann ist es an der Zeit
Probleme zu lösen
Auf den Gesichtern entzünden sich geheime Feuer
brennen brennen
Plötzlich
führen alle Wege sie in trockne gelbe und endlose Leere
Wohin?
Die Seelen beginnen einander zu hassen
zu quälen
Verborgenes Seelengeheimnis zeigt sich in den Augen
Die Arme unter den schweren Köpfen auf dem Tisch
so schweigen sie
Neben ihnen in der Vase
vergessen
still und rot
brennt
die Blume der Liebe
Hehrer Abend
Durchs Fenster tönen abendliche Stimmen von Gegenständen und von Menschen
in mein noch unerhelltes Zimmer
Was wollen diese fremden zudringlichen Gäste?
Die Stimmen sind nicht böse; sie legen sich wie Hunde zu mir
ins Schweigen
Will alle Stille denn mit mir eins werden
und sich in mir verkörpern?
Ich strahle in der Nacht wie Marmor, bleich und reglos
Die Frauen mit einem Herzen
O diese Frauen im Leben
in deren Augen aus noch keiner Seele
die Liebe blickte!
Ich schaue ihnen nach:
unsichtbar gehn sie durch die Straßen
als wenn den Raum sie stählen
den sie durchqueren
Für sie
beginnt am Rande ihrer Seele Fremde
Diese Frauen: verloren in sich selbst
und mit schwerem Schweigen verschlossen!
Diese Fauen
mit einem ewigen Innensein!
Sie horchen
immerdar bei Tag und bei Nacht ein Leben lang
mit angelehntem Ohr
Unmerklichen Schrittes trete ich an sie heran
und nehme ihre bleiche weiche Hand:
Fürchtet euch nicht vor mir! Meine Seele ist voller Liebe
Sie legen ihr Herz
in meine Hand
und sterben dann aus dieser Welt
in Gegenden die Gott für sie bestimmte
Die Sieger auf der Wiese
Heut nacht erschlagen wir den alten
seit Ewigkeit verhaßten
Tod
Schon floh die Erdennacht vor uns
Nur noch die Sterne scheinen mild in unsre Augen
Das Grün der Wiesen spiegelt sich in weißen Wolken
Und auf den Wiesen hallet unser Ruhm
Die Runde macht ein schwerer Krug
Freude rötet die Seele auf unsren Gesichtern
Tiefer versinken... schon unsichtbar... in unseren Augen die Sterne
Aus trunkenen Herzen erhebt sich
im klaren Morgenlicht
ein stolzes Siegeslachen empor zu den Himmeln
Weiße leichte Wolken wiegen sich in den Morgen hinein
Da plötzlich!
Getaucht aus dem blauen Himmelsgewölbe über unseren Häuptern
steht strahlend rot
die Sonne
Aus dem Kroatischen übertragen
von Hedi Blech-Vidulić
Kritična masa raspisuje novi natječaj književne nagrade "Kritična masa" za mlade autorice i autore (do 35 godina).
Ovo je osmo izdanje nagrade koja pruža pregled mlađe prozne scene (širi i uži izbor) i promovira nova prozna imena.
Prva nagrada iznosi 700 eura (bruto iznos) i dodjeljuje se uz plaketu.
U konkurenciju ulaze svi dosad neobjavljeni oblici proznih priloga (kratka priča, odlomci iz većih formi, prozne crtice). Osim prozne fikcije, prihvatljivi su i dokumentarni prozni tekstovi te dnevničke forme koji posjeduju književnu dimenziju.
Prethodnih su godina nagradu dobili Ana Rajković, Jelena Zlatar, Marina Gudelj, Mira Petrović, Filip Rutić, Eva Simčić i Ana Predan.
Krajnji rok za slanje prijava je 10.12.2024.
Pravo sudjelovanja imaju autorice i autori rođeni od 10.12.1989. nadalje.
NAGRADA "KRITIČNA MASA" - UŽI IZBOR
Robert Aralica (Šibenik, 1997.) studij hrvatskoga i engleskoga jezika i književnosti završava 2020. godine na Filozofskom fakultetu Sveučilišta u Splitu. U slobodno vrijeme bavi se pisanjem proze i produkcijom elektroničke glazbe. Svoje literarne radove objavljivao je u studentskim časopisima Humanist i The Split Mind. 2022. kriminalističkom pričom Natkrovlje od čempresa osvojio je prvo mjesto na natječaju Kristalna pepeljara. Trenutno je zaposlen u II. i V. splitskoj gimnaziji kao nastavnik hrvatskoga jezika.
NAGRADA "KRITIČNA MASA" - UŽI IZBOR
Iva Esterajher (Ljubljana, 1988.) živi i radi u Zagrebu. Diplomirala je politologiju na Fakultetu političkih znanosti. Aktivno se bavi likovnom umjetnošću (crtanje, slikarstvo, grafički rad), fotografijom, kreativnim pisanjem te pisanjem filmskih i glazbenih recenzija. Kratke priče i poezija objavljene su joj u književnim časopisima i na portalima (Urbani vračevi, UBIQ, Astronaut, Strane, NEMA, Afirmator) te je sudjelovala na nekoliko književnih natječaja i manifestacija (Večernji list, Arteist, FantaSTikon, Pamela festival i dr.).
NAGRADA "KRITIČNA MASA" - UŽI IZBOR
Nikola Pavičić (Zagreb, 2004.) živi u Svetoj Nedelji. Pohađa Pravni fakultet Sveučilišta u Zagrebu. Piše, napose poeziju i lirsku prozu, te sa svojim tekstovima nastoji sudjelovati u literarnim natječajima i časopisima. U slobodno vrijeme voli proučavati književnost i povijest te učiti jezike.
NAGRADA "KRITIČNA MASA" - UŽI IZBOR
Luca Kozina (Split, 1990.) piše prozu, poeziju i književne kritike. Dobitnica je nagrade Prozak u sklopu koje je 2021. objavljena zbirka priča Važno je imati hobi. Zbirka je ušla u uži izbor nagrade Edo Budiša. Dobitnica je nagrada za poeziju Mak Dizdar i Pisanje na Tanane izdavačke kuće Kontrast u kategoriji Priroda. Dobitnica je nagrade Ulaznica za poeziju. Od 2016. piše književne kritike za portal Booksu. Članica je splitske udruge Pisci za pisce. Zajedno s Ružicom Gašperov i Sarom Kopeczky autorica je knjige Priručnica - od ideje do priče (2023).
NAGRADA "KRITIČNA MASA" - UŽI IZBOR
Ana Predan (Pula, 1996.) odrasla je u Vodnjanu. U šestoj godini počinje svirati violinu, a u šesnaestoj pjevati jazz. Po završetku srednje škole seli u Ljubljanu gdje studira međunarodne odnose, a onda u Trst gdje upisuje jazz pjevanje pri tršćanskom konzervatoriju na kojem je diplomirala ove godine s temom radništva u glazbi Istre. U toku studiranja putuje u Estoniju gdje godinu dana provodi na Erasmus+ studentskoj razmjeni. Tada sudjeluje na mnogo vrijednih i važnih projekata, i radi s umjetnicima i prijateljima, a počinje se i odmicati od jazza, te otkriva eksperimentalnu i improviziranu glazbu, te se počinje zanimati za druge, vizualne medije, osobito film. Trenutno živi u Puli, gdje piše za Radio Rojc i predaje violinu u Glazbenoj školi Ivana Matetića-Ronjgova. Piše oduvijek i često, najčešće sebi.
NAGRADA "SEDMICA & KRITIČNA MASA" - UŽI IZBOR
Eva Simčić (Rijeka, 1990.) do sada je kraću prozu objavljivala na stranicama Gradske knjižnice Rijeka, na blogu i Facebook stranici Čovjek-Časopis, Reviji Razpotja i na stranici Air Beletrina. Trenutno živi i radi u Oslu gdje dovršava doktorat iz postjugoslavenske književnosti i kulture.
Jyrki K. Ihalainen (r. 1957.) finski je pisac, prevoditelj i izdavač. Od 1978. Ihalainen je objavio 34 zbirke poezije na finskom, engleskom i danskom. Njegova prva zbirka poezije, Flesh & Night , objavljena u Christianiji 1978. JK Ihalainen posjeduje izdavačku kuću Palladium Kirjat u sklopu koje sam izrađuje svoje knjige od početka do kraja: piše ih ili prevodi, djeluje kao njihov izdavač, tiska ih u svojoj tiskari u Siuronkoskom i vodi njihovu prodaju. Ihalainenova djela ilustrirali su poznati umjetnici, uključujući Williama S. Burroughsa , Outi Heiskanen i Maritu Liulia. Ihalainen je dobio niz uglednih nagrada u Finskoj: Nuoren Voiman Liito 1995., nagradu za umjetnost Pirkanmaa 1998., nagradu Eino Leino 2010. Od 2003. Ihalainen je umjetnički direktor Anniki Poetry Festivala koji se odvija u Tampereu. Ihalainenova najnovija zbirka pjesama je "Sytykkei", objavljena 2016 . Bavi se i izvođenjem poezije; bio je, između ostalog, gost na albumu Loppuasukas finskog rap izvođača Asa 2008., gdje izvodi tekst pjesme "Alkuasukas".
Maja Marchig (Rijeka, 1973.) živi u Zagrebu gdje radi kao računovođa. Piše poeziju i kratke priče. Polaznica je više radionica pisanja poezije i proze. Objavljivala je u brojnim časopisima u regiji kao što su Strane, Fantom slobode, Tema i Poezija. Članica literarne organizacije ZLO. Nekoliko puta je bila finalistica hrvatskih i regionalnih književnih natječaja (Natječaja za kratku priču FEKPa 2015., Međunarodnog konkursa za kratku priču “Vranac” 2015., Nagrade Post scriptum za književnost na društvenim mrežama 2019. i 2020. godine). Njena kratka priča “Terapija” osvojila je drugu nagradu na natječaju KROMOmetaFORA2020. 2022. godine objavila je zbirku pjesama Spavajte u čarapama uz potporu za poticanje književnog stvaralaštva Ministarstva kulture i medija Republike Hrvatske u biblioteci Poezija Hrvatskog društva pisaca.
Juha Kulmala (r. 1962.) finski je pjesnik koji živi u Turkuu. Njegova zbirka "Pompeijin iloiset päivät" ("Veseli dani Pompeja") dobila je nacionalnu pjesničku nagradu Dancing Bear 2014. koju dodjeljuje finska javna radiotelevizija Yle. A njegova zbirka "Emme ole dodo" ("Mi nismo Dodo") nagrađena je nacionalnom nagradom Jarkko Laine 2011. Kulmalina poezija ukorijenjena je u beatu, nadrealizmu i ekspresionizmu i često se koristi uvrnutim, lakonskim humorom. Pjesme su mu prevedene na više jezika. Nastupao je na mnogim festivalima i klubovima, npr. u Engleskoj, Njemačkoj, Rusiji, Estoniji i Turskoj, ponekad s glazbenicima ili drugim umjetnicima. Također je predsjednik festivala Tjedan poezije u Turkuu.