DELIMIR REŠICKI, geboren 1960 in Os.ek. Dort schloss er sein Studium der Kroatistik ab. Poesie, Prosa, Literaturkritik und Medienpublizistik und -essayistik begann er Anfang der achtziger Jahre in allen wichtigeren kroatischen Zeitschriften und anderen Zeitungen zu veröffentlichen. Für seine literarische Arbeit erhielt er bedeutende Literaturpreise. In deutscher Sprache liegt eine Auswahl seiner Gedichte in den Zeitschriften Akzente, Manuskripte und Die Horen vor (beide Frühjar 2008), sowie in der Anthologie Konzert für das Eis; sein Gedichtband Arrhythmie ist beim Verlag Edition Korrespondenzen 2008 erschienen. Im Juli 2008 wurde Rešicki der Hubert-Burda-Preis verliehen.
In jenen Tagen, eine nicht anmaßende Aufzeichnung
fünfzehn vormittage
sah ich das schulprogramm
bis mich die existenz
zum schnellen, mehrfach untebrochenen erbrechen zwang.
tiere fressen sich vorwiegend gegenseitig, gründlich und endlos
in der berührten natur.
ich bin ein humanist
aber ich habe keine phantasie
deshalb drehe ich immer durch
wenn ich den hund des nachbars sehe
wie er stundenlang regungslos die junge
hüfte des mondes anstarrt, sich erinnert und weint.
die millenien, so sagt man, existieren parallel. so esse ich manchmal
vor der vorstellung unbedingt kürbiskerne
singe leise kampfliedchen und aus meiner haut
sprießen dann getreidefelder
in weniger als einem jahr
die die heimatdichter so zärtlich liebkosen.
auf den lippen des meeres
ist silvija eingeschlafen, der star des soft-cores und sie träumt von mir
wenn das meer zu sprechen beginnt, wacht sie auf
und erinnert sich an nichts mehr.
ich habe keine meinung zu den vandalen,
die gestern nacht hier vor mir
dein archaisches und eitles küchentuch aufpumpten
so beginnt das dritte, aufregendste kapitel von emanuelle
ich werde sowieso alles allein beenden, was sie begonnen haben
wenn du mir morgen
in der küche
den rücken zudrehst.
nur deshalb bin ich zweimal in den flur zum rauchen gegangen
und, und ich sah an diesem tag
eine telefonzelle, wie sie leer da steht und vom regen nass wird
vom heißen sommerregen
der irgendwo in den dörfern auf die fahrbahn einschlug
und in den ersten augenblicken des fallens staubwölkchen aufwirbelte
und das war eine der schönsten dinge, die man sehen konnte
in jenen zeiten, sage ich wieder
sah ich die leere telefonzelle
mein verlassenes heim
in dem ich endgültig aphasisch wurde
die straße war schon wieder das vierte
atonale quartett von nichts
die menschen brachten sich in den hauseingängen in sicherheit und
lasen schnell von ihren handflächen,
solange diese noch feucht waren,
die astrologischen zeichen der erneuerung ab.
in der unterhaut der telefonschnur
strömten diese ganze zeit lang
meine besten gedichte
ich wusste
wenn ich jetzt den hörer abhebe
wird diese telefonzelle unten zerbersten, ich weiß
weil ich solche tricks sehr oft
in billigen Videoclips gesehen habe
o vienna this means nothing to me...
bald werden sie kommen und die abendliche stadt
mit wasserschläuchen reinigen
noch einmal werden die blätter tropfen trinken mit vernachlässigter ruhe
und die insekten werden die dürstenden stachel
in zermatschte beeren stechen
auf dem markt,
der wie ein leeres telefonsignal
stinkt.
Christa
alles was dir gehört,
dich einsame habe ich aufs spiel gesetzt
und jetzt warte ich ab, auf welche von den sechs
schlafenden würfelflächen der schnee mit seinen lippen fallen wird.
was und in welcher sprache wird der gott sprechen
während in seiner hand der hörer aus brüchigem elfenbein
schwitzen wird.
erinnere dich, in osijek haben wir dem besoffenen taxifahrer
die eingeweide geöffnet um unseren uralten hunger
wenigstens ein bisschen zu vertreiben, aber anstelle des herzens
haben wir auf dem marmorboden des observatoriums
nur einen schneeball gefunden,
der vom rand dieser fernen straße gepflückt wurde.
das taxometer funkelte unter deiner zunge
wie ein ferner planet, auf dem der staub
schlafende engel blind macht,
auf dem jungfrauen auf einen müllhaufen zeigen und sagen:
von hier wurde diese rippe geklaut, hier soll die kamera sterben.
die nacht ist ein zärtliches tonband
von dem man, wenn es lange, lange vom schnee
berührt wird,
leise deine stimme vernimmt.
in dem augenblick tritt das kind an dich heran und küsst dein haar
als würde es zum letzten mal das meer küssen.
Heilpflanzen
wo sind deine nächsten,
du salbei auf der schlafenden wiese?
das ist korrekt verfasst
wir tanzten alle dir zugewandt, schwester
auf dem thron, müde wie pferde
die für einen zuckerwürfel bis nach lepanto gerudert sind
was soll ich meinem vater sagen
wenn er mich fragen wird
nach dieser ganzen kohle
die bei deinen teeparties verschwunden war
in einem einzigen tropfen tau?
nein, nicht mehr auf dem makadam
wird er sagen, wenn ich ihm
die bilder der hautkrankheiten im medzinischen lexikon zeige.
und was ist denn das für ein gesetz
wenn jeder den schlüpfer der mandoline streicheln darf
der im reumütigen wind lacht.
was sind das für schlüssel
wenn ich dich jeden tag sehe
wie du aus meinen kranken augen die luft stiehlst?
Die Weissagung der Vergangenheit
ich habe mir einen kieferbaum in den mund gepflanzt.
dafür habe ich mindestens dreißig jahre gebraucht.
ich bin ebenso viele kilometer gelaufen
um einen winzigen knoten auf deinem busen herum.
dafür habe ich immer
eine weiche sommernacht, saubere wäsche und
das gehör gebraucht, dieses ruder aus staub, mit dem ich
entlang deiner haut voranschreite zu den unbekannten logarithmen des morgens.
eine ganze dichte schar von krähen
ist heute nacht aus meinem zimmer hinaus gestürzt
aufgeschrocken durch das flüstern von jemandem und
so kam dein morgen, kasiel, aber
du bist nicht da, ich kann nicht schwimmen
es wird mir nie klar sein
wie ich überhaupt gelernt habe fahrrad zu fahren
die luft war wahrscheinlich dunkelblau vor schrecken.
cicciolina badet im sonnendunst
der herabsteigt zum polierten florett des tibers
diesem alten blutigen staub
dessen lippen wir gegessen haben.
heute noch denke ich
dass die straße eine malaria-hostie ist
über die man laufen muss
bevor du
an den schnee denkst.
wir haben uns genommen
wir nehmen uns mit dem mund.
die geometer an der grenze
drücken mit ihren bäuchen bälge aus dem bauch
indem das dunkelblaue feuer auflodert
indem die brandmale unserer freiheit gekocht werden.
ich stehe in der schlange
krempele den linken ärmel hoch
und warte darauf, dass das jod mich
an der spitze der wolke küsst.
abendstern, schläfst du
wach auf und küsse auch du mich
in der küche mit der uhr aus lebendem moos, das weint.
wem fließt heißer asphalt über das gesicht
auf wen warten wir,
damit die gerüste von der straße entfernt werden
und wir weiter ziehen können?
haben wir, kasiel, wirklich
gevögelt im warmen vogelmist
in den entgeisterten lorbeerblättern
der ersten öffentlichen druckerei, auf den ersten seiten der verfassung
hast du gesagt
zeige niemandem
deine hände
der ganze bahnhof zerplatzt zu einer neujahrsenklave
der zähflüssige wolllüstige punsch
fließt von jeder hausnummer der straße
die straße sagt ihr deshalb
wenn die muscheln weinen
trinkst du diese gekühlten tränen
Mizar
der mizar ist ein stern.
ein besonderes, ein sehr besonderes kleid.
man sagt, dass derjenige, der ihn nicht sieht
und nicht mit seinem blick finden kann
auf dem staubigen himmel, nie den wahren
schlüssel für sein schicksal findet, nie den
am wenigsten schmerzhaften, längsten weg gehen kann.
es ist einige gescheiterte monate her, ...
dass ich gehört habe, dass er vielleicht gestorben ist, dass lux interior gestorben ist.
ich habe immer geglaubt, dass rock lieben
nichts anders bedeutet, als mit den vom ozean nassen händen
und mit lippen voller kleiner wunden vom lebendigen, warmen salz
in das nackte kabel der elektrischen gitarre zu beißen, den mizar nie
zu sehen, den aufgeschreckten piranhas der sonette
den eigenen eingeschrumpften schwanz zu zeigen, die hüften, all das.
der mizar ist, wenn es ihn gibt, der nicht erloschene zigarettenstummel gottes, der
dank einem sinnlosen wunder auch weiterhin glimmt.
lux interior, da bin ich mir sicher, schreitet jetzt entlang dieser leeren
straße, liest ihn vom bürgersteig auf
auf den schon vor langer zeit dieses
motoröl gegossen wurde, in dem sich tag und nacht
blinde jungfrauen lecken, und der himmel wird einsamer
einer seiner uralten
schmerzlosen blauen flecke weniger.
Ich werde nach Sichuan gehen um dort mit Pandabären zu sterben
ich werde nach sichuan gehen.
die sonne wird morgens immer mit einer unbekannten müdigkeit auf der haut wach
und stürzt direkt danach in das gelbe
in das gelbe, bernsteinfarbene meer.
ich werde nach sichuan gehen
mich in das feuchte schießpulver des frühlingswaldes legen und dort sein
mich dort verstecken.
ich werde alle 365 jahre aufwachen und zuschauen
wie aus meinem bauch farnkraut wächst direkt nach oben zu dir, nach oben
o mao, mao
du sitzt jetzt auf einer hohen wolke und
streust goldenen reis auf sichuan.
du hattest mir gesagt, dass ich ein flugzeugträger sein werde,
wenn ich groß bin!
deine haut ist kaltes porzellan auf das ich
mein gesicht zu legen pflegte.
unter meiner stirn hatten sie mir eine kleine metallplatte eingebaut.
ich wusste nicht, wozu sie dient, aber
in der sommerhitze, die von nirgends kam,
fiel ich und kroch dahin
das glühende metall unter meiner stirn brachte mein gehirn zum schmelzen,
meine knochen, alles.
unter meinen füßen wurden die pedale feucht und
ich konnte nicht mehr zu ihr
auf die andere seite von shanghai
obwohl ich dafür einen jeton hatte
ich konnte sie nicht küssen und nicht sehen
und deshalb bin ich jetzt blind und gehe allein
nach sichuan
um dort mit den pandabären zu sterben.
Die Mandeln in deinem Schoß
Jeden Tag fälle ich
jeweils eine wichtige Entscheidung.
In Bezug auf dich,
denn ich bin der einzige von hundert
der sich
ganz bestimmt
deiner nicht erinnert.
Es glänzen Getreideären im Rückspiegel des Autos
in dem ich
auf dem Vordersitz
tot sitze
und tote Mandelsetzlinge in deinem Schoß zähle.
Weil ich blind bin
kann ich über irgendetwas
wann immer ich es möchte
zu reden aufhören.
Zwischen der Erde
und dem ersten Millimeter Luft
gibt es eine unsichtbare
unendlich verdünnte
undurchsichtige Schicht der Einsamkeit
in dem der Mondschein
aus dem Glitzern der Fischschuppen
im Nachtgras auf dem Ufer
und aus den verstreuten Andenken und Erinnerungen
die Engel empfängt.
Es ist tatsächlich schrecklich
was ich für den Brand der Strohdächer bezahle
jedes mal wenn du dir wünschst
auf der Straße einzuschlafen.
Jeder, der gelaufen ist,
hat das Meer belogen.
Er hat mindestens einmal das Meer belogen
wie auch meine Geduld
und er soll deshalb
seine Sandalen nicht in der Ecke ablegen
Nägel in die Wand schlagen
und meinem Bett nahe kommen.
Denn
jeder wird verlieren,
der um zwei Uhr nachts
ganz egal womit und ganz egal wie
mit jemandem handelt
den es nicht gibt.
Das Gold
In meinem Körper
glüht die Asche noch einmal aus
zu einem düstren
schweren und verseuchten Öl
durch das ich verträumt
und bis zu den Fußknöcheln eingetaucht
von einer Wand zur anderen laufe.
In dieses Feld fällt das Gold, das der Winter aus deinem Haar
herauskämmt.
Aus diesem Gold
hat der Mann, der im Schlaf rückwärts spricht
seine Abendglocken gegossen
und es kam ihm nie mehr der Wunsch sie zu hören
als er ruhig war
und die Felder schliefen in ihrem kalt gewordenen Wachs
aus dem du mir auch heute
vergeblich Hände formst
in dem du mit den Mandeln und mit dem Brot spielst
mit welchen du einst die Schatten heiltest
einer entweichenden Ordnung.
Es ist Feiertag
auf den Ackerfeldern füllt der Schnee die Wege
zwischen den gebrochenen Stängeln der Sonnenblumen.
Im weißen Licht
hat die weiße Schwinge des Sterbens gewunken
und der goldene Staub von den Augenlidern der Ungeborenen
glitzert überall in der Ödnis.
Es war damals
so unmöglich
deine Schritte nicht zu hören
damals als alles
nur noch sich selbst ähnelte.
Ausgerechnet so nicht die Bücher
im Regal ordnen
das aufgehört hat Babylon
und Neon zu spielen.
Und es gab weder ein einziges Schiff in diesem eisigen Hafen
noch Schatten mit ihren Menschen
und die Gleise sind leer geblieben
und Schienen bewachsen mit vereistem Gras und der Stille
und wir wärmten uns die Hände
neben dem Busch, der in einer Nebenstraße
loderte.
In sich erleuchtet
und an sich reduziert
und immer ferner von mir
je näher er dir wurde.
Die Ungeborenen
Weine, weine im Traum, Engel,
erst so werden alle diese Lampen leuchten,
das Öl, die Lampions und die Lampen,
erst so wird der Fluss, in dem du die Hände gewaschen hast
den Saum des Todes berühren
aus dem der Kuss erschaffen ist, über den du wachst.
Die Ungeborenen spielen mit ihrem Spielzeug aus goldenen
Spinnweben.
All das, was ich nicht mehr kann, liegt für sie
in der Reichweite des Traums.
All das, was für sie in der Reichweite des Traums liegt, fährt
die Straße entlang
und ist mir tot in den Augen.
Ich habe ihre Hände geküsst,
ich sah dir in jene fernen, mitleidigen Augen
ohne zu wissen wohin
in diesem stillen Überfluss.
Das Buch über die Engel
Die Sonne fährt durch den Himmel eingehüllt in ihre blutigen Segel.
Es gibt viele Treppen von der oberen zur unteren Stadt
wohin Dijana schreitet, die die Sonne im Traum begleitet
und die in ihrem Rucksack die vertrockneten Silbermünzen des Abends
und den kleinen Zweig einer wilden Kirsche trägt.
Nachts, an den Kopfenden der Toten,
neben welchen uralte, angstvolle Schatten glimmen,
sagt jemand leise, nah an ihrem Gesicht:
Gott wird bald sein verlorenes Buch über die Engel finden,
die Engel werden im Kornfeld einschlafen.
Korn wird sich über den Sommer in die saubere
und duftende Schale aus weißem Kalk verstreuen,
ein bodenloser, stiller, ausgetrockneter See,
das Ende dieses stummen Gebets, all diese reifen Körner
werden sich auf seine zugeschlagenen Seiten verstreuen.
All das wird einmal so fern von deiner Stimme sein
deine Stimme wird einmal so weit fort von allem sein.
Der Sommer dem Sommer einen Kuss, der Winter dem Winter einen Kuss,
das Blut dem Blut im Weinberg einen Kuss, in dem unter dem Schnee
in der Weintraube, die noch reift,
die eine oder andere trockene Beere liegt, und der Zucker in ihr fällt,
fällt auf die Flügel des Engels
in den dunklen, in den roten und weißen Wein.
Werde ich je auch diesen Traum vergessen:
Die klaren Wasser gefüllt von toten Fischen mit verunstalteter Haut
und das Wasser, das sich schnell in den trüben
und verpesteten Schrecken der Angst verwandelte, in den Magen der Ohnmacht,
den Schlamm des Mundes und
des unaussprechbaren Wunsches nach einer, nach deiner Berührung,
nach der Stelle, an der die Hand mit dem Morgen das Gold ausspült
aus der reinen Leere.
Die Wissenschaft über dich
Die Weinrebe blüht, blüht.
Die Flut flüsterte mir im Traum etwas zu, der Sand ließ
ein Korn nach dem anderen blühen
wie der abendliche Tag.
Ich küsste mein verstorbenes Kind.
Ich liebte den Staub wie die warme Lippe
von der deine Stimme das Blau geliehen hat.
Gott rankt sich um dein Herz.
Die leichte Brise berührt die Gewänder der Engel,
die Straße wird sterben
wenn du deinen Kopf zur Seite drehen wirst
für immer, für immer.
Die Nacht wird die Hände all jener essen,
die am Tisch eingeschlafen sind.
Und es wird ihren Namen nicht geben
und es wird ihre Asche nicht geben
nicht einmal für einen einzigen Morgen,
ausgerechnet diesen Morgen, den weder du noch ich
sehen
denn allein sein
bedeutet eigentlich
mit tausend anderen zu sein.
Nichts kann so wie du
diese blutigen Äderchen erwecken.
Woran sollte ich mich erinnern
wenn es dich wirklich gibt?
All das worüber du sprichst
all das woran man dich erkennt
ist schon seit langer Zeit geschehen.
Aber nicht im Traum
Aber nicht im Traum.
Pilze und Flechten
Die Ärzte
meine Liebste
kamen in unser Tal
viel früher als irgendeine Krankheit
und blieben hier lange
tatenlos sitzen
und blieben hier lange
lange träumend
und ihre Nachfahren wuchsen wie die Flechten
und modrigen Pilze an unseren Händen
Deshalb
glaube nicht dem Medizinmann
der in der Frühlingsdämmerung nach dem Regen ruft
und glaube nicht der Stimme
die nach dir ruft
im überheizten Wartesaal der Vorstadtambulanz
Es wird nichts gesät sein
auf dem Feld um seine Füße
außer Schmerz und Dorn
und erst ein kleines Knäuel aus Spinnweben
wird manchmal morgens hervorsprießen, eilig geflochten
zwischen den Fingern der Neugeborenen
Wenn der Himmel
wirklich
all ihre Gebete erhört
werden eine Million Tropfen
voll von farblosem und geschmacklosem Gift
noch schneller auf die Erde fallen
und niemand wird
von dieser alten Parade verschont
die aus der Höhe
den eingebildeten Durst eines Menschen stillt
Dreh dich lieber
im Schlaf
auf die andere Seite des Bettes
zeichne dem toten Seehund einen Fisch auf den Bauch
Sei wie die Liebe:
vergiss nichts
und verzeihe niemandem etwas!
Sei wie der Luftzug durch die blutige Gaze
lass dich
um Gottes Willen
nicht durch sie heilen
Horche:
die Nachtwachen sammeln verlorene Münzen
von den Bürgersteigen der dunklen Straße
direkt unter diesen Fenstern
Mit diesen Münzen
haben wir erneut versucht Judas und seine Söhne
zu bestechen
aber
Judas und all seine Söhne
sind schon vor langer Zeit
in ihr Königreich aus Silikon umgezogen
Lass alle sich
eine Minute vor Mitternacht
in den Tag verlieben
Lass, dass nichts ihre Welt verändert
lass, dass nichts ihre Welt verändert
denn
es wird verunglücken
jeder, der dieses Krankenhaus nicht kennt
wie sein eigenes Herz:
Jai Guru Deva Om
Neon spielte Lyra
Neon spielte Lyra
Von ihm
mehr als von irgendjemandem anderen
haben so viele spätere Spielmänner spielen gelernt
die auch heute
ihre besten Strophen verfassen
während sie beobachten, wie fremde Dächer brennen
und die so viele fremde Fenster
in Blindheit vernageln
Das sind jene
die in den Märchen Streichhölzer von Waisenkindern kaufen
Das sind jene, die kommen
wenn die Ohnmacht den Hunger ersetzt
und bieten dir dann das Brot von Gestern
und das Lied von Morgen
Die Krähe
Und ich gehe nicht über das Feld
Denn im Feld ist die schwarze Krähe
Denn im Feld sind die Nacht und der Tag...
Josip Murn
Auf einem uralten Bild
kehrt ein einsamer Ackerbauer
in der Abenddämmerung
müde in sein Dorf zurück
auf einem staubigen Weg
durch die reifen Felder
Häufig zwang mich etwas
ihm im Traum zu begegnen
und auf diesem gleichen Weg im Bild
in der frühabendlichen Kühle
dorthin zurück zu kehren
von wo er jetzt
gerade kommt
Sowohl mich hier
wie auch ihn dort in diesem abgenutzten Bild
beobachteten gleichzeitig
die weisen Augen der Krähe
und diese glatten schwarzen Flügel
streichelten unseren Verstand
und heilten unseren Blick
als hätten diese Vögel
die Kleider der Heilsarmee übergestreift
bis zu den Zähnen entwaffnet durch unsere Unfähigkeit
uns von dem Ort zu rühren
auf dem der Schimmel frisst
unser Hab und Gut
das schon hundertmal
von den Horden des Krieges und den Horden des Friedens
geplündert wurde und das wir
von unseren Vätern und unseren Müttern geerbt haben
Im Herzen jedes dieser Vögel
hat dein Vater für dich eine Brücke gebaut
die von deinem letzten Schritt
in das Schneeweiß
zusammenbrechen wird
Wenn du dich dann umdrehst
wirst du dich noch einmal sehen
wie du weit zurückläufst über diese Felder
in den heißen Essig
in den eisigen Frieden
ich aber werde
morgen über die Felder gehen
Aus dem Kroatischen von
Alida Bremer
Kritična masa raspisuje novi natječaj književne nagrade "Kritična masa" za mlade autorice i autore (do 35 godina).
Ovo je osmo izdanje nagrade koja pruža pregled mlađe prozne scene (širi i uži izbor) i promovira nova prozna imena.
Prva nagrada iznosi 700 eura (bruto iznos) i dodjeljuje se uz plaketu.
U konkurenciju ulaze svi dosad neobjavljeni oblici proznih priloga (kratka priča, odlomci iz većih formi, prozne crtice). Osim prozne fikcije, prihvatljivi su i dokumentarni prozni tekstovi te dnevničke forme koji posjeduju književnu dimenziju.
Prethodnih su godina nagradu dobili Ana Rajković, Jelena Zlatar, Marina Gudelj, Mira Petrović, Filip Rutić, Eva Simčić i Ana Predan.
Krajnji rok za slanje prijava je 10.12.2024.
Pravo sudjelovanja imaju autorice i autori rođeni od 10.12.1989. nadalje.
NAGRADA "KRITIČNA MASA" - UŽI IZBOR
Robert Aralica (Šibenik, 1997.) studij hrvatskoga i engleskoga jezika i književnosti završava 2020. godine na Filozofskom fakultetu Sveučilišta u Splitu. U slobodno vrijeme bavi se pisanjem proze i produkcijom elektroničke glazbe. Svoje literarne radove objavljivao je u studentskim časopisima Humanist i The Split Mind. 2022. kriminalističkom pričom Natkrovlje od čempresa osvojio je prvo mjesto na natječaju Kristalna pepeljara. Trenutno je zaposlen u II. i V. splitskoj gimnaziji kao nastavnik hrvatskoga jezika.
NAGRADA "KRITIČNA MASA" - UŽI IZBOR
Iva Esterajher (Ljubljana, 1988.) živi i radi u Zagrebu. Diplomirala je politologiju na Fakultetu političkih znanosti. Aktivno se bavi likovnom umjetnošću (crtanje, slikarstvo, grafički rad), fotografijom, kreativnim pisanjem te pisanjem filmskih i glazbenih recenzija. Kratke priče i poezija objavljene su joj u književnim časopisima i na portalima (Urbani vračevi, UBIQ, Astronaut, Strane, NEMA, Afirmator) te je sudjelovala na nekoliko književnih natječaja i manifestacija (Večernji list, Arteist, FantaSTikon, Pamela festival i dr.).
NAGRADA "KRITIČNA MASA" - UŽI IZBOR
Nikola Pavičić (Zagreb, 2004.) živi u Svetoj Nedelji. Pohađa Pravni fakultet Sveučilišta u Zagrebu. Piše, napose poeziju i lirsku prozu, te sa svojim tekstovima nastoji sudjelovati u literarnim natječajima i časopisima. U slobodno vrijeme voli proučavati književnost i povijest te učiti jezike.
NAGRADA "KRITIČNA MASA" - UŽI IZBOR
Luca Kozina (Split, 1990.) piše prozu, poeziju i književne kritike. Dobitnica je nagrade Prozak u sklopu koje je 2021. objavljena zbirka priča Važno je imati hobi. Zbirka je ušla u uži izbor nagrade Edo Budiša. Dobitnica je nagrada za poeziju Mak Dizdar i Pisanje na Tanane izdavačke kuće Kontrast u kategoriji Priroda. Dobitnica je nagrade Ulaznica za poeziju. Od 2016. piše književne kritike za portal Booksu. Članica je splitske udruge Pisci za pisce. Zajedno s Ružicom Gašperov i Sarom Kopeczky autorica je knjige Priručnica - od ideje do priče (2023).
NAGRADA "KRITIČNA MASA" - UŽI IZBOR
Ana Predan (Pula, 1996.) odrasla je u Vodnjanu. U šestoj godini počinje svirati violinu, a u šesnaestoj pjevati jazz. Po završetku srednje škole seli u Ljubljanu gdje studira međunarodne odnose, a onda u Trst gdje upisuje jazz pjevanje pri tršćanskom konzervatoriju na kojem je diplomirala ove godine s temom radništva u glazbi Istre. U toku studiranja putuje u Estoniju gdje godinu dana provodi na Erasmus+ studentskoj razmjeni. Tada sudjeluje na mnogo vrijednih i važnih projekata, i radi s umjetnicima i prijateljima, a počinje se i odmicati od jazza, te otkriva eksperimentalnu i improviziranu glazbu, te se počinje zanimati za druge, vizualne medije, osobito film. Trenutno živi u Puli, gdje piše za Radio Rojc i predaje violinu u Glazbenoj školi Ivana Matetića-Ronjgova. Piše oduvijek i često, najčešće sebi.
NAGRADA "SEDMICA & KRITIČNA MASA" - UŽI IZBOR
Eva Simčić (Rijeka, 1990.) do sada je kraću prozu objavljivala na stranicama Gradske knjižnice Rijeka, na blogu i Facebook stranici Čovjek-Časopis, Reviji Razpotja i na stranici Air Beletrina. Trenutno živi i radi u Oslu gdje dovršava doktorat iz postjugoslavenske književnosti i kulture.
Jyrki K. Ihalainen (r. 1957.) finski je pisac, prevoditelj i izdavač. Od 1978. Ihalainen je objavio 34 zbirke poezije na finskom, engleskom i danskom. Njegova prva zbirka poezije, Flesh & Night , objavljena u Christianiji 1978. JK Ihalainen posjeduje izdavačku kuću Palladium Kirjat u sklopu koje sam izrađuje svoje knjige od početka do kraja: piše ih ili prevodi, djeluje kao njihov izdavač, tiska ih u svojoj tiskari u Siuronkoskom i vodi njihovu prodaju. Ihalainenova djela ilustrirali su poznati umjetnici, uključujući Williama S. Burroughsa , Outi Heiskanen i Maritu Liulia. Ihalainen je dobio niz uglednih nagrada u Finskoj: Nuoren Voiman Liito 1995., nagradu za umjetnost Pirkanmaa 1998., nagradu Eino Leino 2010. Od 2003. Ihalainen je umjetnički direktor Anniki Poetry Festivala koji se odvija u Tampereu. Ihalainenova najnovija zbirka pjesama je "Sytykkei", objavljena 2016 . Bavi se i izvođenjem poezije; bio je, između ostalog, gost na albumu Loppuasukas finskog rap izvođača Asa 2008., gdje izvodi tekst pjesme "Alkuasukas".
Maja Marchig (Rijeka, 1973.) živi u Zagrebu gdje radi kao računovođa. Piše poeziju i kratke priče. Polaznica je više radionica pisanja poezije i proze. Objavljivala je u brojnim časopisima u regiji kao što su Strane, Fantom slobode, Tema i Poezija. Članica literarne organizacije ZLO. Nekoliko puta je bila finalistica hrvatskih i regionalnih književnih natječaja (Natječaja za kratku priču FEKPa 2015., Međunarodnog konkursa za kratku priču “Vranac” 2015., Nagrade Post scriptum za književnost na društvenim mrežama 2019. i 2020. godine). Njena kratka priča “Terapija” osvojila je drugu nagradu na natječaju KROMOmetaFORA2020. 2022. godine objavila je zbirku pjesama Spavajte u čarapama uz potporu za poticanje književnog stvaralaštva Ministarstva kulture i medija Republike Hrvatske u biblioteci Poezija Hrvatskog društva pisaca.
Juha Kulmala (r. 1962.) finski je pjesnik koji živi u Turkuu. Njegova zbirka "Pompeijin iloiset päivät" ("Veseli dani Pompeja") dobila je nacionalnu pjesničku nagradu Dancing Bear 2014. koju dodjeljuje finska javna radiotelevizija Yle. A njegova zbirka "Emme ole dodo" ("Mi nismo Dodo") nagrađena je nacionalnom nagradom Jarkko Laine 2011. Kulmalina poezija ukorijenjena je u beatu, nadrealizmu i ekspresionizmu i često se koristi uvrnutim, lakonskim humorom. Pjesme su mu prevedene na više jezika. Nastupao je na mnogim festivalima i klubovima, npr. u Engleskoj, Njemačkoj, Rusiji, Estoniji i Turskoj, ponekad s glazbenicima ili drugim umjetnicima. Također je predsjednik festivala Tjedan poezije u Turkuu.