Rezensionen

Verbannung als Chance - Renato Baretić entführt uns auf eine entlegene Adria-Insel

Mona Grosche, Neues Deutschland

»Zuerst kommt Erstchen, und dann, wenn Sie in Zweitchen anlegen, Wartet ein gewisser Toni auf Sie. Er fährt Sie mit einem Boot nach Drittchen!<< Niederschmetternder köinnte die Botschaft nicht sein, die der Politiker Siniša an einem öden Regentag erhält. Mit nur vier Taschen seiner Habe soll er zwei Jahre auf der am weitesten von der Küste entfernten Insel Dalrnatiens bleiben. Dort gilt es zu vollbringen, woran bereits sieben Vorgänger in den letzten zehn Jahren scheiterten: lokale Wahlen abhalten und eine Verwaltung errichten.



 

Bei allem Verdruss kann Siniša die Schuld hierfür nur bei sich selbst suchen. Persönliche Dummheit lieẞ ihn zur »Persona non grata<< werden, denn ein von ihm produzierter Skandal bescherte seiner Partei hohe Verluste bei den Zagreber Kommunalwahlen.

Die einzige Chance auf ein politisches Comeback ist, den Auftrag zu erfüllen. Kampfbereit tritt er also die Reise auf die Insel in der Überzeugung an, in wenigen Monaten Erfolge vorweisen zu können. Doch bereits auf der schier endlosen Überfahrt gerät er angesichts des unverständlichen Dialekts der Mitreisenden und des Skippers Tonino in erste Zweifel am Gelingen der Mission. Und es kommt

noch schhmmer; »Drittchen<< verfügt weder über eine telefonische Verbindung zur Auẞenwelt noch über Internet. Strom wird durch Selarzellen erzeugt, die neuesten elektrischen Gerete schafft man aus dem nahen Italien herbei, das auch den skurrilen Dialekt mit geprägt hat. Die Sprache auf der Insel ist aber auch vom Englischen beeinflusst, leben doch fast nur Menschen dort, die einst als Bergleute in Australien arbeiteten und nun den Lebensabend in der alten Heimat verbringen.

An jüngeren Männern gibt es Tonino, der auch als Ubersetzer fungiert, sowie den Bosnier Samir, der sich vor der Mafia versteckt. Die einzige junge Frau ist Zehra, eine bosnische Porno-Darstellerin. Doch egal ob jung oder alt, keiner will etwas mit der Korruption und den politischen lntrigen des Festlands zu tun haben, führt man doch ein unabhängiges, idyllisches Leben. Auch Siniša lernt zunehmend die Abgeschiedenheit zu schätzen und erkennt die wichtigen Dinge des Lebens...

Bereits auf den ersten Seiten zieht Renato Baretić den Leser mit der heiter-satirischen Sprache des Romans »Der achte Beauftragte<< in seinen Bann. Alida Bremer hat sie hervorragend ins Deutsche gebracht. Mit fünf Preisen ausgezeichnet begründete der Roman die literarische Karriere Renato Baretićs in Kroatien, wo er seit 2003 zu den beliebtesten zeitgenössischen Autoren gehört.

Es verwundert nicht, dass mehrere seiner Werke zu Bestsellern wurden, da er scheinbar mühelos ernste gesellschaftliche Probleme in ironisch-augenzwinkernde Geschichten fasst, die mit ihren starken Charakteren und intelligenten Wendungen ein ungetrübtes Lesevergnügen bereiten.

Berichte

Museum der zerbrochenen Beziehungen

Ein Museum in Zagreb zeigt, was von der Liebe übrig blieb.

Berichte

Lumbarda: Ein modernes Reiseziel mit antiken Wurzeln

Nur wenige Kilometer von der Stadt Korčula entfernt, am östlichen Ufer der gleichnamigen Insel, liegt das Dorf Lumbarda. Vor mehr als zweitausend Jahren war Lumbarda eine Gemeinde der griechischen Kolonie der Insel Vis.
Im Jahr 1877 entdeckten Archäologen in Lumbarda eine antike Steinschnitzerei, das als Lumbarda-Psephisma bekannt wurde.

Rezensionen

Miroslav Krležas Werk im lichte der Französischen Kritik

Bisher wurden sechs Werke Miroslav Krležas ins Französische übersetzt, und zwar: „Beisetzung in Theresienburg“ (Novellen, Edition de Minuit, in der Übersetzung von Antun Polanšćak mit einem Vorwort von Léon Pierre Quint, Paris 1956), „Die Rückkehr des Filip Latinovicz“ (Roman, herausgegeben von Calman, Lévy, in der Übersetzung von Mila Đorđević und Clara Malraux, Paris 1957), „Das Bankett von Blitwien“ (Roman, herausgegeben von Calman-Lévy, in der Übersetzung von Mauricette Beguitch, Paris 1964). „Ohne mich“ (Roman, Edition De Seuil, übersetzt von Janine Matillon, Paris 1969), „Der kroatische Gott Mars“ (Novellen, herausgegeben von Calman-Lévy, übersetzt von Janine Matillon und Antun Polansćak, Paris 1971). „Die Balladen des Petrica Kerempuch“ (Edition Presse Orientales de France, übersetzt von Janine Matillon, Paris 1975).
Sie alle haben eine warme Aufnahme gefunden. Wir bringen hier einige Auszüge aus Rezensionen (Maurice Nadeau, Léon Pierre Quint, Claude Roy, Marcel Schneider und andere), die das Werk Krležas auf jeweils verschiedene Art und Weise beleuchten.
Maurice Nadeau widmet (u. d. T. „Ein großer jugoslavischer Schriftsteller“) im „France Observateur“ vom 20. Juni 1956 eine ganze Seite dem Erscheinen der Novellensammlung „Beisetzung in Theresienburg“. Daraus einige charakteristische Passagen: Für viele wird die Novellensammlung „Beisetzung in Theresienburg“ zu einer wirklichen Offenbarung werden...

Der Text ist ursprünglich in der Literaturzeitschrift Most/The Bridge (Heft 3-4, 1979) erschienen.

Berichte

Das Bild der Deutschen in der neuen kroatischen Literatur

Modernisierer, Kollaborateure, Faschisten: Die Geschichte und die Wahrnehmung der Balkandeutschen ist vielfältig und bis heute mit Tabus belegt. In den letzten Jahren sind sie jedoch zum Thema der kroatischen Literatur geworden.

Von Martin Sander und Ksenija Cvetković-Sander / Deutschlandfunk kultur

Berichte

Was willst du in Senj, Thilo?

"Und du willst nach Senj, Thilo?“

Ja. Ich wollte trotz des touristischen Überangebot Kroatiens jene Stadt sehen, in die der von den Nazis verfolgte Kurt Held und seine Frau Lisa Tetzner 1940 kamen und Inspiration zum Verfassen der „Roten Zora“ erhielten.

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