Gustav Krklec (1899 - 1977) war einer der bekanntesten kroatische Dichter und Persönlichkeiten des Kulturlebens verstorben.
Schon 1919 debütierte er mit dem Gedichtband Lyrik (Lirika), und 1921 trat er mit seinem Gedichtband Silberne Straße (Srebrna cesta) endgültig in die Literatur ein.
In seinen späteren Lebensjahren veröffentlichte Krklec zahlreiche weitere Gedichtbände, und auch als Kinderdichter war er bekannt und beliebt. Sein satirischer und lebhafter Geist verlieh ihm die Fähigkeit, sich über viele Erscheinungen mit scharfem Witz zu äußern, und seine vielen Epigramme und Scherzgedichte haben vor allem unter den Kindern große Freunde gefunden.
In seinem langen und fruchtbaren Leben war Gustav Krklec auch ein unermüdlicher Missionar und Vorkämpfer für die kulturelle und politische Verbundenheit zwischen allen kroatischen Völkern. (B. M.)
WANDERUNG DURCH DIE NACHT
(PUT KROZ NOĆ)
Die weiten Himmelsräume
sind voll Gebet und Bangen -
der Wald rauscht traumumfangen,
es schlummern die Gehege
am Wege.
Träumende Kronen der Bäume
wiegen sich und biegen
in müden Atemzügen.
Hände bewegen im Dunkeln
der Wipfel schlanke Ranken
die leise zitternd schwanken.
Grüner Augen Gefunkel
in silberner Pupille lauern
mit lüsternem Erschauern.
Irgendwo ein Vogel zirpt,
ein Rehkitz klagend stirbt,
aufschreit der Auerhahn –
Und wieder schlummert der Wald.
Hoch droben
groß und kalt
zieht der Mond mit mir seine Bahn.
BAUERNBLUT
(KRV)
In mir fießt Zagorianer Bauern Blut und Mark
Und läßt mich fühlen daß mein Rücken stark.
Drum weiß ich daß mich keine Mühsal bricht
Auch diese Zeit des Stahls und Todes nicht.
Ich beug mich nicht. Bin weder Sklav noch Knecht.
Des Pflugs und Spatens Herr ist mein Geschlecht.
Und während rings die Welt in Blut versinkt,
Wie eine Fahne meine Sichel blinkt.
Den Acker stampft mein Fuß auf bloßer Zeh -
Mit finstrer Stirne pflüg ich, sä' und mäh.
DER HERRGOTT AUF REISEN
(BOG NA PUTU)
Ich weiss, obwohl Gott alt ist und sein Bart schon weiss,
entschliesst er sich dazu, trotz seiner Sorgen, hin und wieder
dass er mit einem Becher Sonnenschein den Weinberg speist,
und Regen rieseln lässt auf einen dürren Acker nieder.
Auch jenen, die ihm seine Tage klauen,
ist er nicht gram, mild lächelnd neigt er sich den Tagedieben
so dass im Städtchen, unserm kleinen, grauen,
die Menschen alle wacker saufen, kartenspielen, lieben.
Oh Karlovac, Zemun und Warasdin, ihr Stadte stolz und keck,
die ihr am Herrgott lässt kein gutes Haar
versinkt in Aufruhr, Krieg, in Schlamm und Dreck...
Wenn über euch auch kreist der Totenvögel Schar
habt ihr durch Donner und Gedröhn denn nicht vernommen?
Gott ist verreist und wird so bald nicht wiederkommen.
BEGEGNUNG
(SUSRET)
Du Namenlose, einmal komm ich dir entgegen
irgendwann, irgendwo auf fernen Wegen –
Zwei Flüchtlinge, obdachlos, arm und verbannt
ohne Recht, ohne Heim, ohne Vaterland.
Und unsere Blicke, einst so feurig schimmernd,
schweifen umher, suchend, erinnernd.
Nichts als ein Händedruck, dann gehn wir vorbei -
Ein kurzes Schweigen. Ein Gruss? Ein Schrei?
Ein Aufschrei der Qual weil es zu spät
Und jeder allein seines Weges geht.
BRIEF
(PISMO)
Ich schlender dahin ohne Eile
weiss nicht mit wem noch wohin...
Pfeif mir ein Lied eine Weile
und schluchz dann so vor mich hin.
Saug an dem Pfeifenstiele
(Die Flöte musst ich verschenken)
das höchste der Gefühle!
Hab abgewöhnt längst mir das Denken.
Und wenn dich die Beine schmerzen,
wenn schwer auf den Kopf drückt der Himmel -
nimm dirs nicht sehr zum Herzen:
ist haib so schlimm! (Kommt noch schlimmer!)
Über das Heil unserer Seelen
wer macht sich heut noch Gedanken,
wer wird sich deswegen noch quälen
wenn Altäre und Throne wanken?!
Und brennen die müden Sohlen -
heul nicht! Davon wirds nicht besser!
Der Tod wird uns ohnehin holen -
hörst du? Er schleift schon das Messer!
Ob ich bedaure? bereue?
Ob ich die Schuld jemand gebe?
Hab ich noch was auf dem Herzen?
Mein Freund, mein lieber, getreuer,
ich zünde mir selbst meine Kerze,
geh meines Weges - und lebe!!
HERBSTLICHES MOTIV
(JESENJI MOTIV)
Der Herbst schleicht in die Stadt verstohlen
in Patschen auf flachen Sohlen.
Im Nu bedeckt er den Strassenstaub
mit raschelndem gelben Laub.
Purpurfarben auf Stegen und Stiegen
aus welken Blättern Teppiche liegen.
Und jeder träumt in wehem Verlangen
der Jugend nach, die vergangen.
Ich steh, in Sinnen versunken, noch spät
vor der alten Universität.
Wie oft bin ich, nicht nur in ihren Hallen,
durch des Lebens Examen gefallen!
Und pfeif mir was wie in jenen Tagen
mit leeren Taschen und leerem Magen.
Denn irgendwo - unter der Früchte Last;
biegt sich, besonnt, auch mein Ast!
Nachdichtung aus dem Kroatischen
von Ina Jun Broda
Ein Museum in Zagreb zeigt, was von der Liebe übrig blieb.
Nur wenige Kilometer von der Stadt Korčula entfernt, am östlichen Ufer der gleichnamigen Insel, liegt das Dorf Lumbarda. Vor mehr als zweitausend Jahren war Lumbarda eine Gemeinde der griechischen Kolonie der Insel Vis.
Im Jahr 1877 entdeckten Archäologen in Lumbarda eine antike Steinschnitzerei, das als Lumbarda-Psephisma bekannt wurde.
Bisher wurden sechs Werke Miroslav Krležas ins Französische übersetzt, und zwar: „Beisetzung in Theresienburg“ (Novellen, Edition de Minuit, in der Übersetzung von Antun Polanšćak mit einem Vorwort von Léon Pierre Quint, Paris 1956), „Die Rückkehr des Filip Latinovicz“ (Roman, herausgegeben von Calman, Lévy, in der Übersetzung von Mila Đorđević und Clara Malraux, Paris 1957), „Das Bankett von Blitwien“ (Roman, herausgegeben von Calman-Lévy, in der Übersetzung von Mauricette Beguitch, Paris 1964). „Ohne mich“ (Roman, Edition De Seuil, übersetzt von Janine Matillon, Paris 1969), „Der kroatische Gott Mars“ (Novellen, herausgegeben von Calman-Lévy, übersetzt von Janine Matillon und Antun Polansćak, Paris 1971). „Die Balladen des Petrica Kerempuch“ (Edition Presse Orientales de France, übersetzt von Janine Matillon, Paris 1975).
Sie alle haben eine warme Aufnahme gefunden. Wir bringen hier einige Auszüge aus Rezensionen (Maurice Nadeau, Léon Pierre Quint, Claude Roy, Marcel Schneider und andere), die das Werk Krležas auf jeweils verschiedene Art und Weise beleuchten.
Maurice Nadeau widmet (u. d. T. „Ein großer jugoslavischer Schriftsteller“) im „France Observateur“ vom 20. Juni 1956 eine ganze Seite dem Erscheinen der Novellensammlung „Beisetzung in Theresienburg“. Daraus einige charakteristische Passagen: Für viele wird die Novellensammlung „Beisetzung in Theresienburg“ zu einer wirklichen Offenbarung werden...
Der Text ist ursprünglich in der Literaturzeitschrift Most/The Bridge (Heft 3-4, 1979) erschienen.
Modernisierer, Kollaborateure, Faschisten: Die Geschichte und die Wahrnehmung der Balkandeutschen ist vielfältig und bis heute mit Tabus belegt. In den letzten Jahren sind sie jedoch zum Thema der kroatischen Literatur geworden.
Von Martin Sander und Ksenija Cvetković-Sander / Deutschlandfunk kultur
"Und du willst nach Senj, Thilo?“
Ja. Ich wollte trotz des touristischen Überangebot Kroatiens jene Stadt sehen, in die der von den Nazis verfolgte Kurt Held und seine Frau Lisa Tetzner 1940 kamen und Inspiration zum Verfassen der „Roten Zora“ erhielten.