Lyrik

Unbekannte Dichter aus der Sammlung Ranjina (1507)

DIE ÄLTERE KROATISCHE LITERATUR

Nikša Ranjina Andretić (1494–1582), der (jugendliche) Autor der Sammlung, hat beginnend mit dem Jahr 1507 mündlich kursierende Gedichte ragusanischer Poeten erstmals aufgezeichnet – wobei Menčetić und Držić als Hauptautoren hervortrete – und damit auch ein Dokument hinterlassen, das vor der Ablösung lateinsprachiger durch muttersprachliche Dichtung zeugt. Thematisch, stilistich und verstechnisch hat der „Zbornik“ die weitere Entwicklung, inbesondere der erotischen Dichtung, bis ins 17. Jahrhundert mitgeprägt.



  

Liebliche Laute mein

 

Liebliche Laute mein, hör doch, ich bitte dich,

spiel für die Traute mein, die mich quält bitterlich.

Vielleicht ist Glück dein Los, dann wirst du erreichen,

ihr Herz, so gnadenlos, für mich zu erweichen.

 

 

Scheiden muss ich

 

Scheiden muss ich, meine Liebste, möge Gott sein mit uns beiden!

Meine Tränen, meine Leiden sähest du, mein Lieb! Voll Bangen

muss ich scheiden - wem vermach ich deine süssen Rosenwangen?

 

Bisher durfte stets erfreuen dich mein Dienen und mein Lieben,

doch jetzt muss ich dich betrüben, lebe wohl, mein Lieb! Voll Bangen

muss ich scheiden - wem vermach ich deine süssen Rosenwangen?

 

Ach, wie scheid’ ich widerstrebend! Dass auf mich vor andern allen

dieses bittre Los gefallen - wüsstest du’s, mein Lieb! Voll Bangen

muss ich scheiden - wem vermach ich deine süssen Rosenwangen?

 

Bau nicht auf zu kurze Fristen, bis wir wieder uns vereinen -

Nimm mein Herz und lass mir deines, traute Liebste! Voller Bangen

muss ich scheiden - wem vermach ich deine süssen Rosenwangen?

 

Wenn die Wege sich verschlängen, fänd ich nicht zurück, mein Leben,

darfst du doch nicht frei mich geben! Lebe wohl, mein Lieb, mit Bangen

muss ich scheiden - wem vermach ich deine süssen Rosenwangen?

 

Mög mein Herz nicht irregehen, einer andern zu entbrennen,

nie will ich mich von dir trennen! Lebe wohl, mein Lieb, voll Bangen

muss ich scheiden - wein vermach ich deine süssen Rosenwangen?

 

Hab gelobet, dir zu dienen lebenslang in steter Treue

und vereint im Tod aufs neue. Lebe wohl, mein Lieb, voll Bangen

muss ich scheiden - wem vermach ich deine süssen Rosenwangen?

 

Denn es heisst: ein wahrer Diener, der da dienet treu ergeben

und sich müht in stetem Streben, bleibt nicht unbelohnt im Leben.

Scheiden muss ich, meine Schöne, lebe wohl, mein Lieb! Voll Bangen

muss ich scheiden - wem vermach ich deine süssen Rosenwangen?

 

 

Jagend auf Jägerart

 

Jagte auf Jägerart, Mägdelein,

mit Falken nach winzigen Vögelein.

 

Drückend brannte der Sonnenschein,

ich suchte ein kühles Wässerlein.

 

Suchend ein kühles Wässerlein,

fand ich die jungen Mägdelein,

 

pflückten vom Busch sich Röselein,

wanden die Röslein zu Kränzelein,

 

hatten geschwungene Bogen aus Bein,

Goldpfeile, beschwingt von Federlein.

 

„Demütig bitt ich, Mägdelein,

mein allerliebstes Schwesterlein,

 

wisst ihr, wo hier ein Wässerlein,

so tränkt eure schmachtenden Dienerlein.“

 

 

Mägdlein auf grünem Gras spazieret

 

Mägdlein auf grünem Gras spazieret,

Krönlein aus Röslein den Kopf ihr zieret.

 

Verführet mein Herz mit ihren Blicken,

dass es in Flammen entbrennt vor Entzücken.

 

Verwundet mich noch mit zwei Lockensträhnen,

dass mich nach Tod und Erlösung muss sehnen.

 

„Mög deine Mutter der Herrgott bewahren

vor allem Bösen und allen Gefahren!

 

Willst auch für mich du aufbewahren

eine Reis aus dem Kränzlein in deinen Haaren?“

 

„So wahr mich Gott vor Bösem behüte,

auch Vater und Brüderlein in seiner Güte,

 

für dich mein Rosenkränzlein ich hüte.

Ich hab es gewunden, Blüte an Blüte,

die ich gepflücket mit frohem Gemüte.“

 

 Aus dem Kroatischen 

 von Ina Jun Broda

 

 

Berichte

Museum der zerbrochenen Beziehungen

Ein Museum in Zagreb zeigt, was von der Liebe übrig blieb.

Berichte

Lumbarda: Ein modernes Reiseziel mit antiken Wurzeln

Nur wenige Kilometer von der Stadt Korčula entfernt, am östlichen Ufer der gleichnamigen Insel, liegt das Dorf Lumbarda. Vor mehr als zweitausend Jahren war Lumbarda eine Gemeinde der griechischen Kolonie der Insel Vis.
Im Jahr 1877 entdeckten Archäologen in Lumbarda eine antike Steinschnitzerei, das als Lumbarda-Psephisma bekannt wurde.

Rezensionen

Miroslav Krležas Werk im lichte der Französischen Kritik

Bisher wurden sechs Werke Miroslav Krležas ins Französische übersetzt, und zwar: „Beisetzung in Theresienburg“ (Novellen, Edition de Minuit, in der Übersetzung von Antun Polanšćak mit einem Vorwort von Léon Pierre Quint, Paris 1956), „Die Rückkehr des Filip Latinovicz“ (Roman, herausgegeben von Calman, Lévy, in der Übersetzung von Mila Đorđević und Clara Malraux, Paris 1957), „Das Bankett von Blitwien“ (Roman, herausgegeben von Calman-Lévy, in der Übersetzung von Mauricette Beguitch, Paris 1964). „Ohne mich“ (Roman, Edition De Seuil, übersetzt von Janine Matillon, Paris 1969), „Der kroatische Gott Mars“ (Novellen, herausgegeben von Calman-Lévy, übersetzt von Janine Matillon und Antun Polansćak, Paris 1971). „Die Balladen des Petrica Kerempuch“ (Edition Presse Orientales de France, übersetzt von Janine Matillon, Paris 1975).
Sie alle haben eine warme Aufnahme gefunden. Wir bringen hier einige Auszüge aus Rezensionen (Maurice Nadeau, Léon Pierre Quint, Claude Roy, Marcel Schneider und andere), die das Werk Krležas auf jeweils verschiedene Art und Weise beleuchten.
Maurice Nadeau widmet (u. d. T. „Ein großer jugoslavischer Schriftsteller“) im „France Observateur“ vom 20. Juni 1956 eine ganze Seite dem Erscheinen der Novellensammlung „Beisetzung in Theresienburg“. Daraus einige charakteristische Passagen: Für viele wird die Novellensammlung „Beisetzung in Theresienburg“ zu einer wirklichen Offenbarung werden...

Der Text ist ursprünglich in der Literaturzeitschrift Most/The Bridge (Heft 3-4, 1979) erschienen.

Berichte

Das Bild der Deutschen in der neuen kroatischen Literatur

Modernisierer, Kollaborateure, Faschisten: Die Geschichte und die Wahrnehmung der Balkandeutschen ist vielfältig und bis heute mit Tabus belegt. In den letzten Jahren sind sie jedoch zum Thema der kroatischen Literatur geworden.

Von Martin Sander und Ksenija Cvetković-Sander / Deutschlandfunk kultur

Berichte

Was willst du in Senj, Thilo?

"Und du willst nach Senj, Thilo?“

Ja. Ich wollte trotz des touristischen Überangebot Kroatiens jene Stadt sehen, in die der von den Nazis verfolgte Kurt Held und seine Frau Lisa Tetzner 1940 kamen und Inspiration zum Verfassen der „Roten Zora“ erhielten.

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